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Die Stimmung ist gereizt

IG-Metall-Vize Berthold Huber im Parkbad


Gütersloh (rec). Die Stimmung ist gereizt. Zehn Jahre Lohnzurückhaltung. Doch die Unternehmen entlassen, schließen, verlagern, bauen immer nur ab.
Berthold Huber, Vizepräsident der IG Metall in Deutschland, brauchte keine rhetorischen Kunststücke anzuwenden, um die Kampfbereitschaft der Delegierten im Parkbad zu wecken. Die Kulisse lieferten die Beschäftigten der Rietberger Firma Strothmann. Mit den Plakaten und Spruchbändern, mit denen sie in der vergangenen Woche gegen die Schließung ihres Werkes durch die Hettich-Holding in Kirchlengern protestiert hatten, zogen sie ins Parkbad ein. Erst die Arbeit ins Ausland verlagern - dann die heimische Produktion schließen. Dieses Schicksal erleiden gegenwärtig hunderte von Firmen im Land. Die Gewerkschaft will gegen die ökonomischen Gesetze kämpfen: »Gegen Willkür sind wir mitunter machtlos, aber nicht kampflos«, stellte der Erste Bevollmächtigte Klaus Brandner fest. »Ich will nicht in einem Land leben, in dem nur noch Aktionäre und Unternehmens-Vorstände profitieren, die Beschäftigten aber vom Wachstum ausgeschlossen und zu Befehlsempfängern degradiert werden«, sattelte Berthold Huber drauf.
Fünf Prozent mehr Lohn. So lautet die Parole der kommenden, harten Wochen. Doch im Kreis Gütersloh gibt es nur wenige Konzerne, die solch eine Erhöhung wegstecken können. Statt dessen dominiert hier der Mittelstand. »Wir müssen uns an der Ertragskraft des durchschnittlichen Unternehmens orientieren. Und denen geht es gut«, sagte Huber. Falls Firmen in Schwierigkeiten gerieten, gebe es eine Fülle von Möglichkeiten, darauf Rücksicht zu nehmen. »Basis aller Verhandlungen ist der Tarifvertrag.«

Artikel vom 02.02.2006