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Genau durchs Mikroskop geschaut

Rahdener Schüler nimmt am Regionalentscheid von »Jugend forscht« teil

Von Sandra Knefel
Rahden (WB). Der 19-jährige Sven Kolwey ist Oberstufenschüler des Gymnasiums Rahden und in diesem Jahr der einzige Teilnehmer am »Jugend forscht«-Wettbewerb aus dem Altkreis Lübbecke. Die Wettbewerbe finden auf Regional-, Landes- und Bundesebene statt, die Sieger qualifizieren sich für die nächste Ebene. Mitmachen können junge Menschen zwischen 15 und 21 Jahren.

Wie alle Wettbewerbsteilnehmer musste Sven Kolwey zunächst ein Thema finden, das einem bestimmten Fachgebieten zugeordnet werden kann. »Experimentelle Untersuchung zur Beeinflussung der prinzipiellen Musterbildung bei Hydra durch Ausbildung einer Knospe« lautet das anspruchsvolle Thema seiner Forschungsarbeit im Fachbereich Biologie. Den Anstoß zur Arbeit gab Fachlehrerin Vera Schulte im Biologieunterricht, die mit ihren Schülern das Thema Entwicklungsgenetik behandelte. Sven Kolwey verfasste im Frühjahr 2005 eine Facharbeit zum Thema und war so interessiert, dass er auf dem Gebiet weiterarbeiten wollte. Um sein Wissen zu vertiefen, fuhr er sogar zur Universität Köln. Unterstützt hat ihn dabei Vera Schulte, die ihm auch während des gesamten Projekts mit Rat und Tat zur Seite steht.
Die Grundlage der Forschungsarbeit, die der Gymnasiast am 18. Februar beim »Jugend forscht« Regionalwettbewerb in Herford vorstellen wird, ist eine elementare Frage: Warum bildet der Körper eines Lebewesens bestimmte Formen aus? Um Einblicke in die »Musterbildung«, in den Grundbauplan der Strukturierung von Lebewesen zu bekommen, untersuchte er einen einfach strukturierten Modellorganismus. Hier bot sich die Hydra, ein Süßwasserpolyp an, deren Modell auch schon im Unterricht besprochen wurde. Sven Kolwey beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Thesen zur Musterbildung, züchtete Zuhause selbst Polypen, kümmerte sich um deren Fütterung und Pflege und untersuchte Fuß, Kopf und Tentakel der Hydra genauer unter dem Mikroskop.
Ein »Jugend forscht«-Projekt besteht aus insgesamt drei Teilen: der schriftlichen Ausarbeitung sowie der optischen und mündlichen Präsentation vor einer Jury, die durch Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Schule gebildet wird. Seine Facharbeit diente Sven Kolwey als Ausgangspunktfür den schriftlichen Teil des Projekts. Nach der Anmeldung beim Wettbewerbsleiter muss der schriftliche Teil eingereicht werden, jeder Teilnehmer erhält dann von den Organisatoren des Ausscheids seiner Region - in Sven Kolweys Fall der Sparkasse Herford - die Einladung zum Wettbewerb. Am Wettbewerbstag wird jedes Projekt an einem eigenen Ausstellungsstand präsentiert, der frei gestaltet werden kann. Sven Kolwey wird unter anderem einen Film über die Hydra zeigen und seine Forschungsobjekte unter dem Mikroskop vorführen. Die Jury begutachtet jedes Projekt, wobei die Teilnehmer ihre Arbeit vorstellen und in einem Jury-Gespräch Fragen beantworten sollen. Auf der Grundlage des schriftlichen Teils, der optischen Gestaltung des Standes und der mündlichen Präsentation bewertet die Jury die Arbeiten der Jungforscher.
»Was Forschen eigentlich bedeutet, ist, dass konzentriert an einer Sache gearbeitet wird. Die Schüler widmen sich längere Zeit einer Fragestellung und müssen sich und ihr Projekt natürlich auch bei der Präsentation gut verkaufen«, so Vera Schulte. »Die Arbeit muss ganz ohne die Hilfe des Betreuers vorgestellt werden.« Die entwicklungsgenetischen Systeme, die Körperachsen vorgeben, sind sehr alt - gerade dies mache die Faszination des Themas aus, finden Vera Schulte und ihr Schüler. »Warum wächst ein Kopf, welche Substanzen sind dafür zuständig?« »Ich habe ein bekanntes Modell analysiert und auf dieser Basis Ergänzungen und Veränderungen des Modells erarbeitet. An neuen Modellen konnten Schwächen des ersten überprüft und neue Erkenntnisse gewonnen werden«, erklärt der Rahdener Schüler. Besonders beeindruckend sei die Regenerationsfähigkeit der Hydra. »Wenn man sie durchtrennt, wachsen die fehlenden Teile nach und zwei Lebewesen entstehen.« Auch wenn das große Bundesfinale, das vom 18. bis 21. Mai in der Messe Freiburg stattfindet, nicht erreicht werden sollte: Allein die Erfahrung, die durch die Forschungsarbeit gesammelt wird - von der Themenfindung über die Umsetzung bis zur Präsentation - ist eine Bereicherung für die Teilnehmer.

Artikel vom 04.02.2006