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Hiltl plädiert
für Kombilohn

Langzeitarbeitslosigkeit nimmt zu

Detmold/Kreis Lippe (SZ). Die Arbeitsmarktprobleme haben für einige Personengruppen deutlich zugenommen. So betrifft die Langzeitarbeitslosigkeit in Lippe inzwischen 8402 Männer und Frauen. Darauf weist die Agentur für Arbeit Detmold hin. Bei 38,9 Prozent der Arbeitslosen dauere die beschäftigungslose Zeit bereits länger als zwölf Monate an.

Die kürzlich auf höchster politischer Ebene begonnene Diskussion über die Ausweitung des Niedriglohnsektors sei ein eindeutiges Signal für einen neuen Einstieg in staatlich bezuschusste Lohnkosten. Ferner mache die von der Politik begonnene Diskussion aber auch deutlich, dass die auf dem Arbeitsmarkt insgesamt vorhandenen Herausforderungen nicht allein nur durch eine Verbesserung der Arbeitsvermittlung umfassend zu lösen seien, heißt es in einer Pressemitteilung.
Da es in jüngster Zeit bereits konkrete Anzeichen auch von lippischen Unternehmen gegeben habe, im Falle einer Subventionierung in der Vergangenheit ausgelagerte Arbeitsplätze wieder in Lippe zu positionieren, könne ein »Kombilohn-Modell« für spezielle Zielgruppen in Lippe dazu führen, auch Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose zu schaffen. Gleichwohl werde es selbst bei einem erheblichen Anstieg des Arbeitskräftebedarfs der lippischen Wirtschaft für einen Teil der Arbeitslosen schwierig sein, eine schnelle Integrationschance zu finden.
Im Vergleich von März 2000 zu März 2005 gingen laut Agentur in Lippe mehr als 11 000 Arbeitsplätze verloren. Insbesondere seien im Rahmen der wirtschaftlichen Anpassung der Betriebe und Unternehmen Arbeitsplätze für Vollzeitarbeitskräfte weggefallen. Während im Jahr 2000 noch 92 400 Männer und Frauen als Vollzeitbeschäftigte bezahlt worden seien, seien es nur fünf Jahre später knapp 13 000 Arbeitnehmer weniger gewesen (minus 14 Prozent).
Besonders machte sich der Beschäftigungsabbau für formal nicht so gut qualifizierte Arbeitnehmer bemerkbar. Für Arbeitskräfte ohne Berufsausbildung schrumpfte laut Agentur die Zahl der Arbeitsplätze in den zurückliegenden fünf Jahren um 20 Prozent.
Diese Umbruchprozesse in der Beschäftigung blieben nicht ohne Folgen für die Arbeitslosigkeit. Nach den Erhebungen der Arbeitsagentur waren im Jahr 2000 durchschnittlich 5000 Arbeitnehmer längerfristig ohne Arbeit. Bis 2005 stieg die Zahl nahezu analog zu der Gesamtarbeitslosigkeit um 56 Prozent auf mehr als 7800 Arbeitnehmer an.
Aktuell scheine sich die Langzeitarbeitslosigkeit nunmehr auf hohem Niveau zu verfestigen. Insgesamt gab es Ende Januar laut Agentur in Lippe etwa 21 600 Männer und Frauen, die vorübergehend ohne Job waren. Bei nahezu vier von zehn Arbeitslosen dauere die beschäftigungslose Zeit mehr als zwölf Monate an.
Nach Meinung von Dr. Harald Hiltl, Leiter der Arbeitsagentur, müssen daher zwingend neue Ideen umgesetzt werden, um diesen betroffen Menschen reelle Chancen am Arbeitsmarkt zu eröffnen. So könne ein moderater sinnvoller Kombilohn durchaus neue Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen. Aus Gesprächen mit lippischen Unternehmen sei bekannt, dass eine derartige Hilfe zu Rückverlagerungen von Arbeitsplätzen beitragen könnte. Somit wäre eine Ausweitung von Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer mit nicht so ausgeprägten beruflichen Qualifikationen realistisch, meint Hiltl.

Artikel vom 02.02.2006