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Lisa-Marie rettet »Bommel«

Mama »Milli« und Geschwister tot - Nur ein Kaninchen überlebt

Von Judith Frerick
Harsewinkel (WB). Nur eine Stunde nach der Geburt starb Mama »Milli«. Ihr Nachwuchs, fünf winzige, nur 30 Gramm leichte Zwergkaninchen, überlebte - zunächst. Vier der kleinen Mümmelmänner waren einfach viel zu schwach. Nur einer schaffte es - Kämpfernatur »Bommel«. Liebevoll wurde das Zwergkaninchen von Beate und Lisa-Marie Helmig mit der Flasche aufgezogen. Mittlerweile ist der einzige Überlebende der fünf Geschwister mopsfidel. Ganze 535 Gramm bringt Moppel »Bommel« auf die Waage.

Die Geburt der kleinen Kaninchen kam für die Harsewinkeler Familie Helmig ganz überraschend. »Wir haben nichts davon mitbekommen, dass Milli trächtig ist. Wir wollten den Vater "Vanilli" just kastrieren lassen, als wir am 8. November die Kleinen in unserem Garten-Stall entdeckten. Ganz nackt und hilflos lagen sie da. Und eine Stunde nach der Geburt ist Mutter Milli einfach tot umgekippt«, erinnert sich Beate Helmig, die so zur neuen Hasen-Mama wurde.
Ihr Lebensgefährte Peter Schönland rief sämtlich Kaninchenzüchter in der Umgebung an, um Tipps für die Aufzucht zu bekommen. »Die meisten haben uns gesagt, dass wir das vergessen können. Schließlich liegt die besondere Schwierigkeit darin, dass der Sauginstinkt der Kaninchenbabys durch spezielle Duftstoffe in den Zitzen der Mutter animiert wird. Ist dieser Schlüsselreiz nicht vorhanden, kann den Jungen nur mit Mühe etwas eingeflößt werden«, weiß Peter Schönland auch von der Recherche im Internet.
Davon wollten sich Lisa-Marie und Beate Helmig aber nicht beirren lassen, sie fütterten die Kaninchenkinder alle drei bis vier Stunden mit einem Katzenaufbaupräparat, das mit Fencheltee zubereitet wurde. »Es gibt keine spezielle Hasenaufzuchtmilch, also haben wir uns damit beholfen«, so Beate Helmig.
Zunächst versuchte sie es mit einer Liebesperlenflasche. Die war aber zu groß. Dann baute Sohn Daniel eine spezielle Konstruktion aus einem Stoffhasen, der die Milch liefern sollte. Technisch funktionierte das Ganze, allerdings nahmen die kleinen »Zwerge« die Flasche nicht an. »Erst als ich es mit einer Baby-Born-Flasche versucht hab, klappte es«, war Beate Helmig hartnäckig. Die Geschwister von »Bommel« blieben jedoch schwach - trotz der Rotlicht-Bestrahlung und der regelmäßigen Bauchmassagen nach der Fütterung (»Die Kaninchenmutter leckt ihren Jungen dann über den Bauch«). »Bei den meisten hat man die Rippen gesehen, nur unser Bommel war kräftig genug. Er war der quirligsten und dickste des Wurfs und hat immer kräftig an der Flasche gesaugt«, weiß Lisa-Marie (9) zu berichten, während sie ihrem »Bommel« liebevoll übers Fell streichelt. Er wurde größer und größer, während die anderen immer schwächer wurden und letztendlich starben. »Lucky, der letzte der Vier, lebte gerade mal neun Tage. Und dann hatten wir nur noch Bommel und Vater Vanilli«, so Beate Helmig, die über die Fütterung, das Gewicht und den Zustand der Kleinen genauestens Buch führte.
Eine ganz besondere Beziehung hat die Familie zu ihrem »Bommel«: »Er ist unser ein und alles. Er läuft uns hinterher, springt aus dem Stand aufs Sofa und ist immer dabei - fast so wie ein Hündchen. Bommel ist sehr anhänglich«.
Nach sieben Wochen wurde das anthrazitfarbene Zwergkaninchen »abgestillt« und an Trockenfutter herangeführt. Dabei ist der kleine Racker auch ein wenig lecksch: Möhren mag »Bommel« gar nicht, dafür mümmelt er unheimlich gerne Eisbergsalat. »Außerdem braucht er ständig Streicheleinheiten«, zieht Lisa-Marie Helmig das Zwergkaninchen ganz nah an sich heran und krault seine Schlappohren, während »Bommel« - ganz Genießer - die Augen schließt und friedlich in ihren Armen schlummert.

Artikel vom 02.02.2006