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»Sind keine Horde grüner Spinner«

Greenpeace-Regionalgruppe Löhne ist die zweitkleinste in ganz Deutschland

Von Moritz Winde (Text und Foto)
Löhne (LZ). Karl Tödtmann rauft sich so manches Mal die Haare und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Und zwar immer dann, wenn er für das umweltschädliche Verhalten der Menschen keine Erklärung mehr findet. Seit 1981 kämpft er im Auftrag von Greenpeace für eine grüne und friedliche Welt. Vor zwei Jahren gründete er die Regionalgruppe Löhne.

Warum Karl Tödtmann jedoch bis heute lediglich drei Mitstreiter in seinen Reihen zählt, ist unverständlich. »Wir sind von den bundesweit 80 Regionalgruppen die zweitkleinste. Nur die auf Föhr hat noch weniger Mitglieder. Das kann ich nicht nachvollziehen«, bedauert der 56-jährige Ingenieur für Holztechnik die ausbleibende Unterstützung aus der Löhner Bevölkerung.
Dabei gehen die Themen, für die Greenpeace sich weltweit einsetzt, jeden etwas an. Seit 1971 kämpft Greenpeace für den Schutz der Lebensgrundlagen. »Gewaltfreiheit ist dabei das oberste Prinzip«, sagt Hartmut Strauch, der mit seiner Ehefrau Regina seit Gründung der Löhner Gruppe dabei ist. Die Organisation ist unabhängig von Regierungen, politischen Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen. »Wir sind keine Horde grüner Spinner, sondern wollen unseren nachfolgenden Generationen eine Erde übergeben, die nicht vollkommen zerstört ist«, sagt Karl Tödtmann.
Und einen kleinen Beitrag zur Erhaltung der Natur könne jeder Einzelne leisten. »Es sind die ganz simplen Dinge im alltäglichen Leben, mit denen wir die voranschreitende Abholzung der Regenwälder verhindern können«, weiß Anke Otto, die Vierte im Bunde. Alle zwei Sekunden werden auf der Welt Wälder so groß wie zwei Fußballfelder dem Erdboden gleich gemacht. Um diesen beängstigenden Trend zu stoppen, muss man weder viel Zeit, noch viel Geld investieren. »Warum kaufen die Leute im Supermarkt nicht Toilettenpapier aus Recyclingfasern? Ich kann bestätigen, dass es das gleiche Gefühl ist. Außerdem unterstützen sie den Erhalt der Umwelt«, sagt Hartmut Strauch, der bei seinen Ausführungen weder besserwisserisch, noch belehrend wirkt.
Der 55-jährige Verkaufsberater verdeutlicht an diesem profanen Beispiel, wie einfach es ist, ökologisch zu handeln. Leider seien viele Menschen seiner Meinung nach jedoch unwissend und bequem. Daher ist es Greenpeace ein großes Anliegen, nicht nur auf die weltweiten Umweltprobleme hinzuweisen, sondern außerdem Lösungsvorschläge zu geben.
Das Löhner Team um Karl Tödtmann beteiligt sich nicht als Aktivisten an den stets gewaltfreien Aktionen zur Bekämpfung der Abholzung, der Tierjagd oder des Klimawandels. Vielmehr arbeiten sie ehrenamtlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Durch Vorträge in Schulen und Gemeinden und Informationsveranstaltungen versucht das Quartett, die Öffentlichkeit auf die großen Umweltprobleme der Welt und auch vor Ort aufmerksam zu machen. Wie bei der Greenpeace-Multivisionsveranstaltung am Dienstagabend im Saal zwei der Werretalhalle: Greenpeace-Aktivist Markus Mauthe erzählte in beeindruckender Weise von seinen Reisen durch die letzten existierenden Urwälder der Erde.
Auch Karl Tödtmann möchte sich nach seiner Pensionierung im Auftrag von Greenpeace an solchen Aktionen beteiligen. Er kann sich auch durchaus vorstellen, im Supermarkt als scheinbarer Verkäufer von genmanipuliertem Obst und Gemüse abzuraten - für die Rettung der Umwelt ist er sich für nichts zu schade.

Artikel vom 02.02.2006