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Begegnung mit
dem Buchpaten

Hackfort trifft Preisautor Arno Geiger

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). »Ich bin einfacher Erzähler und gehe nicht mit Ideen hausieren.« Schriftsteller Arno Geiger (37) gab sich bei seinem Besuch in Paderborn ganz bescheiden.

Dabei braucht der fast asketisch wirkende Österreicher sein Licht wahrlich nicht unter den Scheffel zu stellen. Mit seinem Buch »Es geht uns gut« gelang ihm im vergangenen Jahr der ganz große Durchbruch. Am Dienstag Abend nun stellte Geiger seinen Familienroman auf Einladung der Buchhandlung Linnemann in Paderborn vor. Von der Jury der Frankfurter Buchmesse wurde das Buch im Oktober zum besten deutschsprachigen Roman der Saison gekürt und mit dem erstmals verliehenen »Deutschen Buchpreis« ausgezeichnet.
Einer, der das geahnt haben muss, ist Josef Hackfort. Der stellvertretende Paderborner Bürgermeister und ehemalige Deutschlehrer am Goerdeler-Gymnasium hatte »Es geht uns gut« zuvor bereits für das »Paderborner Literaturforum« vorgeschlagen und im Dezember selbst vorgestellt. Klar, dass es sich »Buch-Pate« Hackfort nun nicht nehmen ließ, die persönliche Begegnung mit seinem »Patenkind« zu suchen und sein Buchexemplar mit einer persönlichen Widmung versehen zu lassen.
Natürlich sei er stolz auf die »Oscar-mäßig« abgelaufene Literatur-Auszeichnung, erzählte Geiger vor gut 120 Zuhörern in der Paderborner Buchhandlung. Auf den Preis spekuliert habe er aber erst, nachdem die Jury sein Buch selbst auf die Vorschlagsliste gehoben und dann sogar in die »Short List« mit nur noch sechs Titeln aufgenommen habe. Sein eigener Verlag (Hanser) hätte für den Buchpreis im Vorfeld kurioserweise zwei andere Titel aus dem Verlagsprogramm gemeldet und ihn gar nicht berücksichtigt.
Ob sein Familienroman, der die Zeit dreier Generationen im Österreich des 20. Jahrhunderts spiegelt, autobiografische Züge habe?, wollte Buchhändlerin Katharina Linnemann von Geiger wissen. »Na klar, aber ich bin ein vehementer Verfechter der Fiktion«, warnte der Autor vor zu eiligen Schlüssen auf sein eigenes Leben. »Ich empfinde die Autobiografie als Falle. Man kann nicht mehr unbefangen schreiben«, bezeichnete Geiger sich als Romancier, der eigene Erlebnisse, Eindrücke und Empfindungen lediglich als Hintergrund für eine erfundene Geschichte verwende. »Ich will dem Leser nichts vorschreiben, die Erkenntnis soll beim Lesen selbst entstehen.«
Aus seinem knapp 400 Seiten starken Generationenroman las Geiger zwei ausgewählte Kapitel, die zwei seiner genau beobachteten Charaktere besonders in den Blick nehmen. »Ich wechsle immer wieder die Erzähl-Perspektive«, erläuterte Geiger. »So entsteht ein quasi dreidimensionales Bild jeder Figur.«
Im Juli dieses Jahres wird dann Bernhard Schlink in Paderborn lesen. Buchhändler Antonius Linnemann: »Wir haben uns vier Jahre um ihn bemüht.«

Artikel vom 02.02.2006