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Alle lieben ihre Oma auf Zeit

Seniorenbüro und Kindergärten wünschen sich mehr Gast-Großeltern

Von Andrea Pistorius (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Felix Großeltern leben nicht in Paderborn; umso mehr liebt der Junge seine Ersatz-Oma, die mit ihm spielt und Spaß macht, und dies an jedem Donnerstagnachmittag im Kindergarten. Marianne Snowden ist Pionierin in einem Projekt des Seniorenbüros.

In Paderborn leben wie anderswo auch viele alte Menschen ohne Familienanschluss, und umgekehrt wachsen Kinder ohne engeren Kontakt zu ihren Großeltern auf. Dass die Begegnung untereinander für beide Generationen wichtig ist, wird niemand ernsthaft bestreiten. Michael Kramps, Leiter des Seniorenbüros, kam bei der Entwicklung seines »Aktionsplans für Seniorenarbeit« auf die Idee, aus der Not eine Tugend zu machen: Wo die Generationen nicht mehr selbstverständlich zusammen kommen, da werden Treffpunkte geschaffen.
Der 54-Jährige konnte von seinem Plan das Jugendamt und sieben Kindergarten-Leiterinnen rasch überzeugen. Der Tageseinrichtung »Hinter den Höfen« in Wewer ist es als erster gelungen, eine Oma auf Zeit zu gewinnen.
Die Erzieherin Petra Hensel hatte die Eltern ihrer Schützlinge gefragt und sich in kirchlichen Kreisen umgehört, ob Interesse an dem Projekt »Großeltern im Kindergarten zu Gast« besteht, - ohne Ergebnis, bis sie schließlich beim AWO-Seniorentreffen Marianne Snowden kennenlernte.
Die 81-Jährige war von dem Angebot sofort begeistert. »Ich habe mein Leben lang mit Kindern zusammen gearbeitet, da habe ich nicht lange überlegt und gleich Ja gesagt«, erzählt die Weweranerin vergnügt. Seit September kommt sie nun an jedem Donnerstagnachmittag in den Kindergarten, um mit den Mädchen und Jungen zu spielen und zu basteln. »Unsere Kinder freuen sich immer sehr auf ihren Besuch«, bestätigt die Erzieherin Petra Hensel, während Felix und Marianne Snowden Bauklötze übereinander türmen, einige Quader wieder vorsichtig aus der Mitte herausziehen und sich königlich amüsieren, wenn das Bauwerk krachend zusammenstürzt.
»Die sind alle sehr lieb hier«, versichert Marianne Snowden und putzt nebenbei Franziskas Nase und versucht, das scheue Mädchen mit einem englischen Kitzelspiel aufzumuntern. Felix gibt sich daraufhin weltläufig britisch und zählt unaufgefordert bis »ten« und verrät, dass »Frau Snowden« manchmal Chips mitbringt, die er besonders gern mag.
Petra Hensel wünscht sich noch mehr Gast-Großeltern für ihren Kindergarten, insbesondere hofft sie auf die Meldung von alten Herren, da den Kindern im Vorschulalter häufig männliche Alltagsgefährten und Vorbilder fehlen. Interessenten können sich an das Jugendamt (Annelie Segin, Ruf 05251/88-1617) oder direkt an einen Kindergarten wenden: »Fasanenweg« in Sennelager (Ruf 05254/7722), »Römerstraße« in Elsen (Ruf 05254/662664), »Unter den Linden«, Lemgoer Straße (Ruf 05251/407540), »Greitelerweg« Paderborn (Ruf 05251/527315), »Schwalbennest«, Kasseler Straße (Ruf 05251/281523), »Fürstenbergstraße Paderborn (Ruf 05251/282249) und »Hinter den Höfen« in Wewer (Ruf 05251/9749).

Artikel vom 02.02.2006