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Der Wille versetzt Berge

Oberliga: TSG Altenhagen-Heepen - HCE Bad Oeynhausen 30:29 (13:13)

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). »Das war am Ende reine Willenssache«, stieß Falk von Hollen erschöpft hervor. Kaum einer der gut 300 Zuschauer in der Heeper Sporthalle mochte neun Minuten vor Schluss noch einen Pfifferling auf die TSG Altenhagen-Heepen wetten, die gegen den HCE Bad Oeynhausen mit 22:25 im Hintertreffen lag und in doppelter Unterzahl auf dem Parkett stand. Doch die Kämpfernaturen des Bielefelder Handball-Oberligisten durften einmal mehr triumphieren. 20 Sekunden vor dem Abpfiff erlöste von Hollen seine Farben - 30:29 (13:13), Saisonsieg Nummer zehn war perfekt.

Dass die TSG zum Rückrundenauftakt mit einem »blauen Auge« davonkam, gestand auch Trainer Jörg Harke gerne ein. »Ein glücklicher Sieg«. Lediglich in der ersten Hälfte des ersten Abschnitts lief das Spiel nach Wunsch. Die Dec-kung stand zusammen, die Trefferquote passte. Den 2:2-Zwischenstand korrigierten von Hollen, Starck (Dreher), Glüer, Schraps und nochmal von Hollen vom Siebenmeterpunkt binnen sechs Minuten auf 7:2. Doch spätestens nach dem 7:12 (24., Gegenstoß Wagner) war es um die TSG-Dominanz geschehen. »Wir waren eingestellt auf eine offensive Deckung. Als der Gegner umgestellt hat, sind wir damit nicht klargekommen und haben ihn mit unseren Fehlern aufgebaut«, analysierte Jörg Harke hinterher.
Aus dem Mit- wurde ein Nebeneinander, aus dem einstmals konzeptionellen Anpfiffsspiel ein Wust halbherzig vorbereiteter Einzelaktionen. Zudem leisteten sich die Gastgeber »eine für unsere Verhältnisse verhältnismäßig hohe Quote an Unkonzentriertheiten«, fand Falk von Hollen. Was sich unter anderem in einer Vielzahl von Zeitstrafen niederschlug. HCE Bad Oeynhausen nutzte sein Überzahlspiel recht konsequent, münzte die 13:13-Aufholjagd bis zur Pause in die erste Führung (33., 15:14) um. Fortan konnte die dezimierte TSG lange nur noch reagieren. Erst musste der vorgezogene Abwehrspieler Johannes Schraps nach drei Zeitstrafen raus (33.), später sah auch Jan-Henrik Werner nach einem groben Foul an Limbach die rote Karte (45., 22:22). Längst waren auch Wagner und Müller mit je zwei Zeitstrafen vorbelastet.
Dass ausgerechnet David Friedhof das 25:22 für den HCE Bad Oeynhausen markierte (51.), passte zum sich anbahnenden »Begräbnis«. Im Gegenzug scheiterte Falk von Hollen per Siebenmeter an Rollwitz.
Wagner verkürzte auf 23:25 (52.). Ein Gegenstoßversuch endete im Gesicht von TSG-Keeper Sven Herrendörfer. Kollege Knop mec-kerte auf der Bank, wieder eine unnötige Zeitstrafe. Weil jegliche kreativen Ideen fehlten, auf spielerische Art und Weise Löcher in die HCE-Deckung zu reißen, musste die Brechstange raus. Erst Martin Glüer zum 24:25 (54.) und 25:25 (55.), dann holte Marcel Müller die Führung zurück - 26:25. 66 Sekunden vor Schluss besorgte Falk von Hollen das 29:27, 20 Sekunden vor der Sirene das 30:28 - das reichte.
»»Dass die Mannschaft kämpfen kann, wissen wir ja schon seit Wochen«, lobte Jörg Harke und stellte die Rolle seines Käptn's heraus: »Falk ist in der Schlussphase von Minute zu Minute stärker geworden. Er hat geackert und die anderen mitgerissen«.
»Das war heute Pflicht. Gegen LIT Nordhemmern folgt jetzt die Kür. Auswärts haben wir eine ganz andere Spielkultur. Zuhause ist irgendwie der Wurm drin«, kündigte Johannes Schraps beim Primus - der in Ferndorf Federn lassen musste - ein »anderes« TSG-Gesicht an. Wie's ausgeht, steht für Johann-David Starck eh schon fest. »Wir verlieren kein Spiel mehr. Weil wir niemals aufgeben«. Die TSG-Fans siegen mit. Genau das ist der Grund, warum sie wiederkommen werden.
TSG Altenhagen-Heepen: Knop/Herrendörfer (ab 38.) - Glüer (3), Werner (2), Puls, Schraps (1), Korte, Wagner (8/1), von Hollen (7/2), Starck (6), Müller (3).
Der Spielfilm: 2:1 (3.), 7:2 (10.), 9:4 (14.), 11:6 (22.), 13:8 (25.), 13:13 (30.), 15:17 (35.), 19:21 (41.), 22:22 (44.), 22:25 (51.), 26:25 (56.), 29:27 (58.), 30:28 (60.), 30:29 (60.).
Rote Karten: Schraps (33., 3 x 2), Werner (45., grobes Foulspiel).

Artikel vom 23.01.2006