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Irak-Geisel Osthoff nahm Lösegeld mit

Dollarbündel in der Kleidung

Berlin (dpa/Reuters). Die im Irak entführte Deutsche Susanne Osthoff hatte nach einem »Focus«-Bericht unmittelbar nach ihrer Freilassung Dollarscheine aus dem Lösegeld bei sich. CDU und FDP forderten gestern Aufklärung.
Drei Wochen Geisel im Irak: Susanne Osthoff.

Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Bagdad hätten mehrere tausend US-Dollar - mit Gummibändern zu Bündeln zusammengebundene Scheine - in Osthoffs Kleidung entdeckt, als die Archäologin die Dusche der diplomatischen Vertretung benutzt habe, berichtet »Focus«. Sicherheitskreise hätten diese Information bestätigt, meldete »Bild am Sonntag.«
Bei einer Überprüfung der Seriennummern der Scheine hätten Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) eine Übereinstimmung mit dem von der Bundesregierung gezahlten Lösegeld festgestellt. Die Regierung hat frühere Angaben Osthoffs über ein Geldangebot an ihre Entführer bisher nicht bestätigt und wollte - ebenso wie das BKA - auch zu den neuen Informationen auf Anfrage keine Stellung nehmen.
Über die Geldbündel hätten Diplomaten der Botschaft umgehend den Krisenstab des Auswärtigen Amtes (AA) in Berlin informiert. Der Autor des »Focus«-Beitrags, Hubert Gude, sagte, das Magazin stütze sich bei seinen Recherchen auf mehrere Quellen, »die absolut zuverlässig sind«.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatten immer erklärt, Deutschland sei nicht erpressbar, die Zahlung von Lösegeld werde grundsätzlich abgelehnt.
Susanne Osthoff war Ende November im Irak entführt und nach gut drei Wochen wieder freigelassen worden. Das Auswärtige Amt hat bislang keine Angaben zu den Umständen der Freilassung gemacht. Auch hat es eine Lösegeldzahlung weder bestätigt noch dementiert. »Bild am Sonntag« berichtete, Nachrichtendienste sprächen von einer Summe in Höhe von etwa fünf Millionen Dollar.
Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) forderte Aufklärung: »Die Geschichte ist voller Ungereimtheiten, die aufgeklärt werden müssen.« Er verlange Informationen darüber, »was man nach der Entdeckung des Geldes veranlasst hat«. Insbesondere interessiere ihn, »ob man Frau Osthoff befragt hat oder ob sie das Geld behalten durfte«.
Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Eckart von Klaeden (CDU), verlangte gestern, Susanne Osthoff gegebenenfalls an den Kosten ihrer Befreiung zu beteiligen. »Wenn sich herausstellt, dass Frau Osthoff gar nicht so vermögenslos ist, wie sie behauptet hat, dann ist es selbstverständlich, dass sie dem Konsulargesetz gemäß an den Kosten ihrer Befreiung beteiligt werden muss.«

Artikel vom 23.01.2006