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Duo ließ das Publikum
dahinschmelzen

Marshall & Alexander bescherten reinen Hörgenuss

Von Larissa Kölling (Text)
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Gut, dass die Mauern der Nicolaikirche in der Bielefelder Altstadt so massiv sind, anderenfalls hätte das alterwürdige Gebäude den Besuch des stimmgewaltigen Duos »Marshall & Alexander« sicher nicht unbeschadet überstanden. Klatschen, Singen und Fußgetrampel gehörte für die Kirchenbesucher zur automatischen Resonanz auf die abwechslungsreiche Veranstaltung. Sakral Besinnliches und poppig Stimmliches machten den Abend zu einem reinen Hörgenuss.

Marc Marshall und Jay Alexander haben sich in den vergangenen sieben Jahren ihren festen Platz im Musikgeschäft wacker erkämpft. Wenn die beiden Stimmkünstler auf der Bühne stehen, dann wirkt das eher bescheiden. Denn Marc Marshall und Jay Alexander brauchen weder Mikrofone, noch Verstärker, geschweige denn Lichteffekte. Sie singen sozusagen unplugged - und das so überzeugend, dass ihre Fangemeinde Jahr für Jahr wächst.
Seit 1997 füllen sie große Konzertsäle und reißen bei Open-Air-Festivals tausende von Zuschauern zu Standing Ovations hin. Marshall und Alexander präsentieren ein Programm, bei dem jeder Zuhörer auf seine Kosten kommt: Emotional Pop, Klassik und Jazz. Eigentlich hatten die Sänger eine Solokarriere angestrebt, doch ein Zufall führte beide zusammen. 1998 erschien das erste gemeinsame Album »Marshall & Alexander«. Inzwischen sind sieben Alben auf dem Markt.
Marc Marshall ist durch seinen Vater Tony schon früh mit Musik in Berührung gekommen. Mit sieben Jahren stand er zum ersten Mal mit seinem Vater im Kurhaus in Baden-Baden auf der Bühne. Mit 14 hatte Marc seinen ersten Fernsehauftritt.
Jay Alexander, ebenfalls Spross einer musikalischen Familie, ist in Pforzheim aufgewachsen. Parallel zu seiner Ausbildung zum Offset-Drucker nahm er mit 16 privaten Gesangsunterricht. 1992 gewann er bei einem Gesangswettbewerb ein Stipendium.
Ende 2005 haben die Sänger mit dem Schmelz in der Stimme für ihre Konzerte eine ganz besondere Akustik ausprobiert: Ausschließlich in Kirchen bringen sie ihr Tourneeprogramm zu Gehör. Ihre neue Tour »Shining Melody« führt das Duo an ganz besondere Orte; in »heiligen Hallen« lassen der Bariton und der Tenor ihre exquisiten Stimmen ertönen. Ohne Mikrofon und mit viel Gefühl präsentieren die beiden Ausnahmekünstler eine Mischung bekannter nationaler und internationaler Lieder, Gospels, klassische Kirchenstücke und natürlich bekannte Songs aus ihrer gemeinsamen, sehr erfolgreichen Vergangenheit, wie »Solo Tu«, »Passione« und »Shining Melody«.
Die Texte stammen unter anderem von Rainer Maria Rilke und Annette von Droste-Hülshoff. Sie wurden wechselweise von den Herren mit den wohltönenden Stimmen vorgetragen und rundeten das Programm besinnlich ab.
Musikalisch wird das Gesangsduo, wie bereits bei der ersten »Shining Melody«-Tour, von Klaus Jäckle, einem sehr vielseitigen, international anerkannten klassischen Gitarristen, begleitet und professionell unterstützt. Auch im Bielefelder Rampenlicht überzeugte das stimmgewaltige Duo. Mit einem breiten Repertoire gefühlvoller Songs und ihrer großartigen Bühnenpräsenz, die nicht zuletzt aus einer harmonischen zwischenmenschlichen Beziehung der Sänger entsteht, haben die beiden den Ostwestfalen einen musikalischen Leckerbissen der Spitzenklasse serviert.
Bis zum Schluss der knapp zweistündigen Veranstaltung machten die begeisterten Konzertgänger ihre Zuneigung zu den Künstlern durch recht unchristliches Fußgetrampel deutlich. »Bielefeld tobt«, kommentierte Jay Alexander und freute sich gemeinsam mit seinem Partner auf einen zukünftigen,Ê vierten Auftritt in der Teutostadt.

Artikel vom 20.01.2006