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Chemnitzer Paarläufer
mit Silber nach Turin

Eiskunstlauf-EM: erste Medaille seit neun Jahren

Lyon(dpa). Das neue deutsche Traumpaar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy hat sich mit einer überragenden Kür die Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Lyon verdient und sein großes Potenzial für Olympia angedeutet.
Das neue deutsche Traumpaar im Eiskunstlauf: Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy. Foto: dpa
Neun Jahre nach ihrem Trainer Ingo Steuer errangen die gebürtige Ukrainerin, die heute 22 Jahre alt wird, und der Chemnitzer das erste Edelmetall in der einstigen Paradedisziplin für die Deutsche Eislauf-Union (DEU). »Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk«, sagte Aljona Sawtschenko.
Die Weltmeister Tatjana Totmianina/Maxim Marinin bestätigten gestern in Lyon zum fünften Mal ihre Ausnahmestellung in Europa, kamen mit 195,87 Punkten aber nicht an den Weltrekord von 206,54 Zählern der Chinesen Xue Shen/Hongbo Zhao heran. Maria Petrowa/Alexej Tichonow sicherten sich Bronze.
»Ich bin total stolz auf Aljona und Robin«, meinte Ex-Weltmeister Steuer, der 1997 mit Mandy Wötzel mit Silber die letzte Paarlauf-Medaille bei einer EM geholt hatte. In dem mit 3000 Zuschauern nicht ausverkauften Palais des Sports zogen die talentierte ehemalige Junioren-Weltmeisterin und ihr sächsischer Partner mit ihrem anmutigen Programm zur Musik des Films »1492« Publikum und Preisrichter in ihren Bann. Als letzte Starter hatten sie es schwer. »Das ist eine sehr schwierige Startnummer gewesen, aber sie haben bewiesen, dass sie das meistern können«, sagte Steuer.
»Mit diesem Paar können wir in der Weltspitze mitreden«, meinte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf. Zu den Winterspielen nach Turin werden als zweites Duo die ehemaligen Chemnitzer Trainingskollegen Eva-Maria Fitze/Rico Rex reisen. Mit ihrer Vorstellung zur Filmmusik »Shakespeare in Love« verbesserten sie sich um einen Rang und erfüllen als Siebte die Olympia-Norm. »Ich bin extra nach Chemnitz gezogen, um einmal bei Olympia zu starten«, sagte Eva-Maria Fitze unter Tränen.
Zwar misslang Rex der dreifache Toeloop, die meisten Elemente waren aber fehlerfrei. Betreut wurde das Duo in Südfrankreich von Monika Scheibe, nachdem Steuer die Zwei vor Weihnachten aus seiner Trainingsgruppe warf. Die deutschen Vizemeister Rebecca Handke/Daniel Wende (Möhnesee/Essen), die nach dem Kurzprogramm die besseren Karten hatten, brachten sich mit drei Stürzen um ihre Fahrkarte nach Turin.
Zuvor wahrte die viermalige deutsche Eiskunstlauf-Meisterin Annette Dytrt trotz eines Sturzes im Kurzprogramm ihre Olympia- Chance. Die 22 Jahre alte Münchnerin ist vor der heutigen Kür Zwölfte und muss vier Plätze gutmachen. »Der Flip war zu schräg abgesprungen«, ärgerte sie sich. Gleich zu Beginn der Vorführung zu »Toccata und Fuge« von Bach stand sie die schwere Kombination aus Dreifach-Lutz/Doppel-Toeloop ohne Wackler.
»Ich will zu Olympia und werde in der Kür kämpfen«, meinte die Sportsoldatin. Weltmeisterin Irina Slutskaja führt das Damenfeld souverän an. Mit dem siebten EM-Titel würde die Moskauerin in die Geschichtsbücher eingehen, denn damit wäre sie alleinige Rekordhalterin vor der Norwegerin Sonja Henie und Katarina Witt (je sechs).

Artikel vom 19.01.2006