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Das Eisen für die Kunst salonfähig gemacht

Collagen und Kleinplastiken von Herbert Press im ZiF

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Er hat das Material Eisen für die Kunst erst salonfähig gemacht und doch stets behauptet, es nicht zu mögen: Herbert Press (1933 - 2002) war einer der namhaftesten Eisenplastiker der Bundesrepublik. Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) zeigt in einer Ausstellung Collagen und Kleinplastiken des Künstlers.

»Seit 1962 ging Herbert an keinem Schrottplatz vorbei«, sagt sein Klassenkamerad, Professor Dr. Gerhard Sprenger. Den ehemaligen Leiter des ZiF verband eine lebenslange Freundschaft mit dem Künstler, der aus sperrigem, schwer zugänglichem Material traumhaft filigrane Plastiken schuf.
In ihrer Bildsprache erscheinen die Köpfe, Körper und Torsen des Künstlers stark abstrahiert. Nähte, die wie Narben wirken, brüchige Stellen und die rot-rostige Patina verleihen den Plastiken die Aura von Vergänglichkeit und Verletzlichkeit. Mit seiner Ästhetisierung industriellen Schrotts tritt Herbert Press zugleich als Mittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart ein. Seine Plastiken lassen in ihrer reduzierten Formensprache Raum für Deutungen und Assoziationen. So ist es durchaus möglich, in seinen Plastiken mittelalterliche Szenen und Gegenstände zu entdecken: Elemente von Pferdeköpfen, Rüstungen, Schilden und Visieren - Ritter Rost lässt grüßen.
Ihr Pendant finden die plastischen Arbeiten in den Papiercollagen. Auch hier nutzte Herbert Press Material, das ausgedient und seinen Zweck erfüllt hatte. Gerissen und geschnitten aus alten Zeitschriftenblättern und farblich ton-in-ton gehalten, kreierte der Künstler stark abstrahierte Szenarien. Wiederkehrende Elemente sind archetypische Formen wie Scheibe, Kugel und Rechteck.
Herbert Press, der von 1951 bis 1958 an der TU Berlin Architektur studiert hatte, war als Bildhauer Autodidakt. Gleichwohl hinterließ er ein umfangreiches Werk und zahlreiche Großplastiken im öffentlichen Raum. Das Skulpturenensemble »La belle jardinière« im Britzer Garten, die Freiplastik vor der Sporthalle in Schöneberg und die Skulptur »St. Bazou« in der Deutschen Oper stammen von dem in Berlin geborenen und gestorbenen Künstler.
Neben seiner freien künstlerischen Tätigkeit engagierte sich Press stets auch im sozialen Bereich. So war er in der Rehabilitation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen tätig.
Die Ausstellung im ZiF, Wellenberg 1, läuft bis zum 11. Februar. Öffnungszeiten: montags und dienstags von 8 bis 16 Uhr, mittwochs bis freitags von 8 bis 15.30 Uhr.

Artikel vom 18.01.2006