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Sparkassen reiten Attacke

Institute wollen Kunden des Deutsche-Bank-Immobilienfonds abwerben

Hannover/Frankfurt/Bielefeld (WB/ef/dpa). Nach der Schließung des offenen Immobilienfonds der Deutschen Bank bemühen sich mehrere Sparkassen um verärgerte Kunden der größten deutschen Bank.

Die Sparkassen Hannover und Karlsruhe haben auf ihren Internetseiten Werbekampagnen geschaltet. Darin bieten sie an, Anteile der Anleger an dem Fonds »Grundbesitz-Invest« aufzukaufen. Andere Sparkassen prüfen ebenfalls einen solchen Schritt. Die Sparkasse Bielefeld will die weitere Entwicklung zunächst abwarten. »Wir beobachten die Marktsituation«, sagte Sprecher Christoph Kaleschke am Freitag dieser Zeitung. Bisher habe es keine Kundenanfragen gegeben. Kaleschke betonte jedoch: »Natürlich sind wir offen für Gespräche.«
Für die Sparkasse Herford - nach Bielefeld größte Sparkasse in der Region - ist das Abwerben von Deutsche-Bank-Kunden »kein Thema«, wie Marketing-Leiter Michael Kristen betonte. »Wenn es Anfragen gibt, werden diese individuell behandelt.«
Die Deutsche Bank hatte den Immobilienfonds Mitte Dezember nach massiven Mittelabflüssen vorläufig geschlossen, so dass die etwa 300000 Anteilseigner ihr Geld zunächst nicht zurückbekommen können. Der historisch einmalige Schritt hatte in der Branche erhebliche Kritik ausgelöst. Die Deutsche Bank hatte den Anlegern danach bei Wertverlusten Entschädigung zugesagt, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
»Wir kennen die Aktion der Sparkassen«, sagte ein Sprecher der Deutsche Bank Tochter DB Real Estate. Vermarktungsstrategien von Wettbewerbern kommentiere man nicht. Der Fonds werde Ende Januar oder Anfang Februar neu bewertet. »Ein Datum für die Wiedereröffnung ist noch nicht bekannt«, sagte der Sprecher.
Solange der Fonds geschlossen ist, können die Kunden ihre Anteile nicht einlösen. Dennoch ist es möglich, dass sie ihre Anteile an andere Institute abtreten, um schnell an Geld zu kommen. Dies sei in der Branche ein übliches Geschäft, hieß es in Finanzkreisen. Voraussetzung bei der Aktion der Sparkassen ist, dass der Kunde sein Depot und seine Bankverbindung an die Sparkasse überträgt.
Die Zentralorganisation der Sparkassen, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), lobte die Aktion, die man »geschäftspolitisch gut nachvollziehen könne«. Eine Empfehlung seitens des Verbands gebe es aber nicht, sagte ein Sprecher. Nach einem Bericht der »Financial Times Deutschland« laufen derzeit bei drei der fünf größten Sparkassen Überlegungen, ob und mit welchem Abschlag sie Anteile an dem Fonds aufkaufen. Die Hamburger Sparkasse prüfe derzeit ein Angebot. Die Kreissparkasse Köln biete bereits individuelle Lösungen an und prüfe eine systematische Aktion. Die Sparkasse Karlsruhe werde von Anfragen »förmlich überrollt«. S.4 Kommentar

Artikel vom 07.01.2006