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Maschinenbau spürt Belebung

Export-Funke springt auf Inland über

Bielefeld/Frankfurt (dpa/WB/ef). Im Maschinenbau ist der lang ersehnte Funke des Exports auf das Inlandsgeschäft übergesprungen. Die deutsche Schlüsselindustrie erwartet nun einen anhaltenden Aufschwung in Deutschland und ist optimistisch für 2006.

»Die Firmen sind wieder in Investitionslaune«, berichtete der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gestern in Frankfurt. Da gleichzeitig der Export außerordentlich gut laufe, werde 2006 ein Wachstumsjahr mit einem Produktionsplus von zwei Prozent - nach vier Prozent Plus in 2005. Der jahrelange Stellenabbau könne in diesem Jahr gestoppt werden.
»Endlich tut sich was«, kommentierte der Sprecher des Innovationsnetzwerkes OWL Maschinenbau und Geschäftsführer der Bielefelder Boge-Gruppe, Rolf Struppek, die Entwicklung gestern. Mit 272 Unternehmen und mehr als 42000 Beschäftigten nimmt der Maschinenbau eine Schlüsselposition in Ostwestfalen-Lippe ein.
Schon seit dem 4. Quartal 2005 sei auch in der Region »eine gewisse Belebung« spürbar, sagte Struppek, warnte aber gleichzeitig vor allzu großen Erwartungen. »Ob sich der Aufwärtstrend hält, ist auch von den Rahmenbedingungen abhängig.« So nannte der Manager die Forderung der Gewerkschaft nach bis zu fünf Prozent mehr Lohn bei der anstehenden Tarifrunde »völlig illusorisch«. Struppek: »Man darf das zarte Pflänzchen Aufschwung nicht gleich wieder kaputttreten.« Er hoffe nun, dass sich bei den Unternehmen in Deutschland der Investitionsstau auflöse. »Darauf warten wir seit langem.«
»Die Tendenz geht ganz klar nach oben, die Stimmung im Inland ist besser geworden«, sagt auch der Chefvolkswirt des VDMA, Ralph Wiechers. Im November 2005 kletterten die Aufträge aus Deutschland mit real plus 15 Prozent im Vergleich zum November 2004 so stark wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr.
Besonders gut hätten sich Werkzeugmaschinen verkauft, was der Verband als Zeichen für die Investitionslust der Firmen wertet. Von September bis November legten die Inlandsaufträge binnen Jahresfrist um vier Prozent zu. Im Gesamtjahr 2005 sollen sie aber nur etwa das Vorjahresniveau erreichen.
Die Produktion ist 2005 voraussichtlich auf einen neuen Rekord von 144 Milliarden Euro geklettert. Ungebrochen stark bleibt der Export, der seit Monaten als Antriebsmotor für den Maschinenbau fungiert.
Die Branche will 2006 den jahrelangen Stellenabbau stoppen, aber keine neuen Stellen schaffen. Jedes Jahr fallen zwei bis drei Prozent der Arbeitsplätze durch Rationalisierungen weg. 2005 schrumpfte die Mitarbeiterzahl um 5000 auf 858000 Mitarbeiter - vor zehn Jahren zählte die Branche noch 965000 Beschäftigte.

Artikel vom 06.01.2006