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Herzensbrecher an der Gitarre

Björn Redecker startet mit Akustik-Emo eine Solo-Karriere als Musiker

Von Thomas Bertz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Dass Bielefeld mittlerweile eine formidable Musikszene hat, ist nicht nur dank »Bielefeld rockt« kein Geheimnis mehr. Zumeist zu viert oder fünft und mit rockigen Gitarrenriffs entern die jungen Musiker die Bühnen der Stadt. Auch Björn Redecker hat so angefangen. »Blackwindow« hieß seine Band. Mittlerweile steht der 18-Jährige allein auf der Bühne und stimmt etwas leisere Töne an.

»The Heartbreak Circle Club« nennt sich der Schüler dann. »Als Band hast du auch einen Namen. Und mein Name repräsentiert ja auch mehr als ÝThe Heartbreak Circle ClubÜ, was nur für meine Musik steht«, erklärt er, warum er sich eine Art Pseudonym zugelegt hat. In dem Titel versteckt er auch schon das, was Redecker textlich verarbeitet: die Liebe. In immer wiederkehrenden Schüben brechen die Herzen. Ein Kreislauf. Dinge kommentieren, Druck ablassen und Problembewältigung - das treibt Björn Redecker immer wieder an, neue Texte über Liebe und Freundschaft zu schreiben. Und die Musik zu komponieren.
Reif kommt Redecker nicht nur mit seiner Musik daher - Akustik-Emo nennt er seinen Stil -, sondern er bestätigt diesen Eindruck auch im Gespräch. Seine Kunst will er verstanden wissen: »Auch wenn ich alleine auf der Bühne stehe und eher leise Töne von mir gebe, ist das keine Kneipenmusik, zu der man nebenbei sein Bier trinkt. Die Leute sollen still stehen und zuhören.«
Musik stand schon früh im Lebensmittelpunkt von Björn Redecker. Mit acht Jahren bekam er seine erste Gitarre - damals schon ein Akustikinstrument. Doch mit den leisen Klängen fand sich der Junge noch schwer zurecht. Sechs Jahre später, mit 14 Jahren, gab es endlich die elektrische Gitarre. »Meine Vorstellung war immer: Die Gitarre muss tief hängen, und dann gibt es richtig Punkrock«, beschreibt er seine damaligen Ansichten. Gemeinsam mit Freund Birger Giesen an der zweiten Gitarre ging es los. Erst allein, später mit Drummer und noch später endlich auch mit einem Bassisten. »Uns war die Besetzung egal, Hauptsache wir konnten Musik machen«, grinst Redecker heute. Das Ergebnis: Von Februar 2003 an arbeiteten die Musiker in der Band »Blackwindow« zusammen. Kreativer Kopf der Combo war schon immer Björn Redecker, der den ersten Auftritt der Band noch immer für den besten hält. Beim »OWL rockt«-Contest in der Weberei in Gütersloh spielte die Gruppe vor dreihundert Zuschauern. Von da an ging es laut Redecker nur noch nach unten - aus den unterschiedlichsten Gründen wie etwa Umzügen.
Das Kapitel Musik wollte Redecker aber noch nicht beenden, er war kreativ und schrieb auch in der »totalen Hängephase« der Band fleißig weiter Songs. »Ich habe einfach die Akustik-Klampfe genommen und die Lieder in Sparversion gespielt«, berichtet er und war überrascht, denn das Ergebnis seiner Bemühungen war besser als erwartet. »Das hörte sich cool an«, sagt Redecker und so entschloss er sich auch, alleine Musik zu machen, denn das war immer die Hauptsache für ihn.
Neben einigen, wenigen Solo-Auftritten stand die Produktion des ersten Albums »Close chapters and black roses« für Redecker auf dem Plan, wobei der talentierte Nachwuchsmann allerlei Hilfe hatte. Bei Arrangement und Aufnahme war Simon Brinkmann (»End of the line«) unterstützend dabei, das Design der Platte übernahm David Finke (»Alice D.«). Toll findet Redecker diese Unterstützung aus der Szene, die für ihn einen wichtigen Bezugspunkt bildet. Und auch in der Familie fand er Hilfe: Der im heimischen Computer gebrannte Silberling benötigte ja auch ein Cover und ein Booklet. Damit das funktionierte, stellte sich Vater Redecker gerne zur Verfügung, druckte, faltete und klebte, damit sein Sohn seine CD unter die Leute bringen konnte. Mittlerweile ist das zweite Werk in Arbeit.
Viel mehr Spaß als das Produzieren macht Redecker - wie jedem Musiker - der Auftritt auf der Bühne. »Das ist unglaublich«, sagt der Schüler des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums. Manchmal vermisst er seine Freunde auf der Bühne, auch, weil man sich hinter niemandem mehr verstecken kann. Mit dem Projekt aber hat Björn Redecker seine Passion gefunden.

Artikel vom 06.01.2006