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Die Erklärung lautet Eigenbedarf

Dopingprozess: Trainer Springstein drohen bis zu zehn Jahre Haft


Magdeburg (dpa). Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein (47) muss sich in dem am Montag beginnenden Prozess vor dem Amtsgericht Magdeburg gegen die Anschuldigung des Dopings von Minderjährigen zur Wehr setzen.
Dem Ex-Coach der einstigen Weltklassesprinterinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer droht beim Nachweis des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz im besonders schweren Fall eine Haftstrafe bis zu zehn Jahren.
»Die Staatsanwaltschaft hat sauber ermittelt und eine schlüssige Anklageschrift vorgelegt«, sagte Joachim Strauss, der Anne-Katrin Elbe juristischen Beistand leistet. Die Aussage der deutschen Hürden-Jugendmeisterin von 2004 und Hauptbelastungszeugin dürfte bereits am ersten Verhandlungstag für Spannung sorgen. Das Lauf-Talent gehörte der Trainingsgruppe von Springstein beim SC Magdeburg an und hatte die Affäre im Juli 2004 ins Rollen gebracht.
Tabletten, die die damals 17-Jährige angeblich von dem angeklagten Coach erhalten haben will, übergab sie dem Bundestrainer Thomas Kremer. Eine Analyse ergab, dass es sich bei den Pillen um das Testosteronpräparat Andriol handelte. Daraufhin erstattete der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am 2. August 2004 Strafanzeige gegen den Trainer.
Bei einer Razzia im Haus von Springstein, der 1992 bereits im Krabbe-Skandal ins Zwielicht geraten war, wurden unter anderen das verbotene Doping-Mittel Testosteron-Undecanoat gefunden.
Es enthält jenen Wirkstoff wie die dem DLV übergebenen Andriol-Tabletten. Springstein (»Bin mir keiner Schuld bewusst«) und sein Anwalt Peter-Michael Diestel (»Vorwürfe gänzlich an den Haaren herbeigezogen«) bestritten die Anschuldigungen stets. Obwohl bei der Hausdurchsuchung auch Listen für Vergabezyklen von Doping-Mitteln sichergestellt worden sein sollen, behauptete der Leichtathletik-Trainer des Jahres 2002, die Substanz für den Eigengebrauch angeschafft zu haben.

Artikel vom 06.01.2006