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Denkmals-Pflege
Hart
am
Ball

Von Klaus Lükewille

Rudi Assauer, das ist Schalke. Schalke, das ist Rudi Assauer.
So dachte der allmächtige Manager. Und genau so regierte er auch seit Jahren diesen Fußball-Traditionsverein. Selbstherrlich. Selbstverliebt.
Aus. Vorbei. Assauer steht jetzt im Abseits. Clemens Tönnies, der Aufsichtsrats-Vorsitzende, er hat ein Machtwort gesprochen. Endlich. Es wurde höchste Zeit. Denn Schalke ist mehr als Assauer. Viel mehr.
Es geht bei der Trainer-Suche um die sportliche Zukunft des hoch verschuldeten Vereins, der deshalb unbedingt immer ganz weit oben mitspielen muss. In dieser eminent wichtigen Personal-Frage hat Assauer zuletzt voll daneben gelegen.
Der unerfahrene Frank Neubarth und der routinierte Jupp Heynckes - beide passten nicht zu den »Königsblauen.« Und Ralf Rangnick, der die Mannschaft aus der Abstiegszone in die Champions League führte, er passte Assauer nicht. Weg mit dem Mann. Aber ganz schnell.
Wie der Manager da im Doppelpass mit der »Bild-Zeitung« den Fußball-Lehrer ausspielte, das roch ziemlich stark nach fiesem »Foul«. So bewertet das inzwischen auch der Aufsichtsrat. Die Quittung: Assauer hat bei der Suche des neuen Trainers nichts mehr zu sagen.
Der Anfang vom Ende. Eine Entmachtung, die den gestern noch starken Mann heute ziemlich schwach aussehen lässt.
Ein Schalker Denkmal bröckelt. Aber es soll nicht noch mehr demontiert werden. Und schon gar nicht stürzen. Denn zweifellos hat Assauer für den Verein in seinen besseren Tagen sehr, sehr viel geleistet.
Deshalb bietet Tönnies ihm einen neuen Titel an. Assauer könnte die Rolle des »Vereins-Souveräns« übernehmen. So wie Franz Beckenbauer beim FC Bayern München. Der spielt da offiziell den Präsidenten. Streng genommen ist er aber nur noch ein besserer Frühstücksdirektor. Ohne Kompetenzen.
Rudi Assauer, der »Kaiser« auf Schalke. Das wäre die Krönung. Und gleichzeitig eine glänzende Denkmals-Pflege. In »königsblau« gestrichen und poliert.

Artikel vom 03.01.2006