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Uhrmann ist kein
Vorzeigespringer

Tournee: deutsche Halbzeit-Bilanz

Garmisch-Partenkirchen (dpa). Keine Siege, kaum Stimmung: Ausgerechnet bei der traditonellen Vierschanzentournee erleben die deutschen Skispringer einen Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten und fliegen der Weltspitze ein gehöriges Stück hinterher.

Vom ersten Podestplatz in der Gesamtwertung seit Sven Hannawald 2003 ist Hoffnungsträger Michael Uhrmann (Rastbüchl) bei Halbzeit der Tournee als Sechster 27,3 Punkte entfernt. Zum Spitzenreiter Janne Ahonen (Finnland) fehlen nach zwei Wettbewerben sogar 42,1 Zähler. Entsprechend gering war dann auch das Zuschauerinteresse beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, wo die Atmosphäre im halb leeren Rund vor nur noch 16 000 Fans fast auf den Nullpunkt sank.
»Wir liegen nicht ganz vorne, aber wir liegen gut. Es ist Halbzeit, da kann sich schon noch einiges tun«, sagt allerdings Bundestrainer Peter Rohwein. Denn sein Team ist derzeit das Beste bei der Traditionsveranstaltung, denn mit Georg Späth (Oberstdorf) als Neuntem und Alexander Herr (Schonach-Rohrhardsberg) als 14. hat es als einzige Mannschaft drei Athleten unter den Top 15.
Dennoch hatte sich Rohwein wie die gesamte Spitze des Deutschen Skiverbandes (DSV) einiges mehr ausgerechnet. »Wir haben Uhrmann auf dem Podest erwartet, das ist nicht gekommen. Im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele ist es uns aber sehr recht, dass die anderen deutschen Springer aufgeschlossen haben«, sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller zur Halbzeit.
Uhrmann kommt mit der neuen Situation als Vorzeigespringer jedoch nicht so zurecht wie erhofft. »Mir ist die Leichtigkeit von vor der Tournee etwas verloren gegangen.« So beschreibt der Bayer seine Sprünge, die ihm die Plätze neun und sieben brachten. »Ich bin in einer Position, die in Ordnung ist, aber nicht das wiedergibt, was ich kann. Ich hatte zwei Wettkämpfe, die beide nicht optimal waren und trotzdem habe ich eine Gesamtplatzierung, die ich in den vergangenen Jahren nie erreicht habe«, sagt Uhrmann.
Doch nicht nur Uhrmann kann derzeit die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Späth vergab durchaus mögliche bessere Platzierungen durch zu geringes Risiko bei der Materialeinstellung, was Rohwein auf die Palme brachte. »Wenn einer nicht Skispringen kann, dann habe ich kein Problem, wenn er 15. wird und dabei seine Maximalleistung erreicht. Aber er könnte soweit gehen wie die Besten. Und daran messe ich ihn.«
Von diesen Möglichkeiten weit entfernt ist Martin Schmitt. »Man kann nie damit rechnen, dass er in der Lage ist, immer wieder in den Wettkampf zu kommen. Er hat einfach keine konstante Leistung«, erklärt Rohwein, der aber weiter an dem Routinier festhält. Zumindest soll nach der Saison in Hinterzarten ein neuer Stützpunkttrainer installiert werden, was auch Auswirkungen auf den Schwarzwälder haben könnte. Im Gespräch ist unter anderem der frühere österreichische Spitzenspringer Stefan Horngacher.

Artikel vom 03.01.2006