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Klönschmaus wie auf der Alm

Fondue zum Jahreswechsel: Familien und Freunde schätzen Geselligkeit

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Flackernder Kerzenschein, ein wärmender Kachelofen und auf dem großen Esstisch die ganze Vielfalt für einen gemütlichen Fondueabend. Die weiße Winterpracht macht das Fondue-Erlebnis bei vielen Bielefeldern in diesen Tagen perfekt. »Fondue ist in«, weiß Fleischermeister Hans-Georg Kohlstedde. Gerade zum Jahreswechsel ein beliebter Brauch.

Der moderne Haushalt, versichern findige Verkaufsstrategen, braucht mindestens ein elektrisches Fondueset, schwärmen von feinsten Materialien. Aber irgendwie gehört zu einem richtigen Fondue im Freundeskreis eine Prise Nostalgie. Findet Hans-Georg Kohlstedde auch. Und während er für Kunden im Partyservice moderne Technik zum Fonduespass frei Haus leihweise liefert, greift er privat zum roten Klassiker von 1966. Der emaillierte Topf mit dem Holzgriff und Spirituskocher unter dem schmiedeeisernen Stativ ist absolut original, frisch abgestaubt und voll einsatzfähig.
»Geselliges Zusammenhocken wie einst bei den Almhirten um einen gemeinsamen Topf« weiß der Gourmetführer unter dem Stichwort Fondue. Tatsächlich erinnern sich viele Bielefelder heute an alte Zeiten, an Familienfondues mit Onkel, Tante und Cousinen. Diese Art der »geselligen Nahrungsaufnahme« deckt sich haargenau mit der gegenwärtigen Entwicklung, hat Kohlstedde beobachtet: »Während der eine Teil der Menschen einfach nur isst um satt zu werden und die Tagesration des Körpers zu decken, legt der immer größere Teil Wert auf Gaumenschmaus, auf Erlebnis und Vergnügen, das meist schon bei der Zubereitung beginnt.
Kochsendungen sind in und beim Fleischermeister freuen sich die Kunden über Tips vom Fachmann, raffinierte Zutaten oder bereits vorbereitete Leckereien, die daheim nur noch fertig zubereitet werden müssen. Fondue ist indes relativ unkompliziert, weiß der Fachmann. Empfohlen sind drei Sorten Fleisch, Schwein, Rind und Pute. Am besten greift man zu Filet in kleinen Stücken, die sich dann mit den stilechten »Piksern mit den roten Farbpunkten« im brodelnden Fett versenken und garen lassen.
Der Name Fondue stammt aus dem französischen Sprachraum, heißt so viel wie »geschmolzen« und meint in erster Linie den Käse, der beim Schweizer Käsefondue in den Topf kommt. Spricht der Profi von »Bourguignonne«, meint er ein Fleischfondue mit heißem Fett oder Öl. Darin lassen sich als Variante auch kleine gerollte Fischfilets oder Meeresfrüchte im Backteig garen. Dritte Variante »orientale«: Chinesisches Fondue in Hühnerbrühe.
Am wichtigsten ist aber die Gemütlichkeit, der Treff mit Freunden bei einem guten Wein und vielfältigen Vorspeisen. Hans-Georg Kohlstedde: »Viele schätzen den gemütlichen Jahreswechsel im Bekanntenkreis am runden Tisch.« Das ist wie damals in den Siebzigern - und dann passt auch das kultige Fonduegeschrirr von damals wieder wie angegossen.

Artikel vom 30.12.2005