24.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Geiselnehmer leidet weiter
unter Wahnvorstellungen

Schulbus gekapert: Gericht schickt Täter in Psychiatrie


Hagen (dpa). Der Geiselnehmer von Ennepetal, der im April zehn Schulkinder in seine Gewalt gebracht hatte, ist schuldunfähig und muss dauerhaft in die geschlossene Psychiatrie.
Das hat am Freitag das Hagener Landgericht in seinem Urteil angeordnet. Von dem 50-Jährigen gehe weiterhin eine Gefahr aus, erklärte das Gericht. Der mit Fleischermessern bewaffnete Iraner hatte einen Linienbus gekapert und die Schüler sowie den Busfahrer als Geiseln genommen. Eine 16-jährige Schülerin wurde bei der Befreiung durch die Polizei durch einen Messerstich des Asylbewerbers leicht verletzt, einige Kinder leiden noch heute unter der psychischen Belastung.
Sechs der anfangs zehn Schüler konnten fliehen, als der Asylbewerber mit ihnen den Bus verließ und sich im Keller eines Wohnhauses verschanzte. »Der Mann hat den Kindern gesagt, dass er ihnen nichts tue, er bräuchte sie nur für einige Stunden«, sagte der Vorsitzende Richter Horst-Werner Herkenberg. Nach mehreren Stunden befreiten Polizisten die Geiseln.
»Das war nicht die Tat eines hoffnungslos kriminellen Täters, sondern die eines geistig kranken Menschen«, sagte Herkenberg. Nach Vorstellung des Angeklagten halte die deutsche Regierung dessen Familie in Iran als Geiseln fest. Mit seiner Tat habe er die Einreise seiner Familie nach Deutschland erzwingen und die Medien auf seine Situation aufmerksam machen wollen. Die Familie habe jedoch nie die Einreise beantragt, betonte Herkenberg.
Die zahlreichen Wortmeldungen des Angeklagten hätten einen »Einblick in die bizarre Welt des Mannes« ermöglicht, so der Richter. So hatte der Iraner das Hagener Gericht für nicht zuständig erklärt. Er wollte direkt vor den Bundesgerichtshof gestellt werden.

Artikel vom 24.12.2005