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Spezialwissen nicht immer ein Vorteil

Studie geht Fortbildungsverhalten bei älteren Ingenieuren auf den Grund

Köln (WB/ef). Viele Ingenieure spezialisieren sich zu stark und werden daher auf dem Arbeitsmarkt wenig nachgefragt.

Das hat eine Studie des TÜV Rheinland in Köln ergeben. Das Ergebnis klingt zunächst widersprüchlich: Aufgrund zu spezifischer Fortbildungen sinkt die Qualifikation vieler Ingenieure schon im Alter von 40 Jahren. Auch der steigende Erfahrungsschatz kann der Studie zufolge diesen Mangel nicht kompensieren.
Die Folge: Obwohl in Deutschland etwa 60000 Ingenieure Arbeit suchen, klagen Unternehmen immer stärker über Fachkräftemangel. Dabei fiel auf, dass die Hälfte aller arbeitslosen Ingenieure älter als 45 Jahre ist.
Die gut 200 befragten Personalchef der Unternehmen vermissen bei den älteren Ingenieuren vor allem das Fachwissen in angrenzenden wissenschaftlichen Disziplinen, Prozesswissen sowie Team- und Veränderungsfähigkeit. Gerade diese Kompetenzen seien bei einem Arbeitsplatzwechsel sowiebei strukturellen Veränderungen in einem Unternehmen jedoch besonders gefragt.
Die befragten Arbeitnehmer dagegen sehen ihre Wettbewerbsvorteile im Vergleich zu jüngeren Ingenieure vor allem in ihrer praktischen Erfahrung und in ihrer Arbeitseffizienz. Diese Einschätzung wird von den Personalchefs jedoch nur bedingt geteilt. Während sie die Erfahrung und Effizienz der im eigenen Betrieb angestellten Ingenieure positiv beurteilen, schätzen sie diese Kompetenzen bei den arbeitslosen Ingenieuren deutlich geringer ein. Eine mögliche Erklärung: Jede neue Stelle erfordert spezifische Erfahrungen, die häufig nicht übertragbar sind.
In vielen Unternehmen gibt es eine systematische Personalentwicklung für Ingenieure, die sich auf eine Führungsposition vorbereiten. Für Fachkräfte, die keine Führungsposition anstreben, fehlt dagegen meist ein Weiterbildungskonzept. Kaum Unterschiede gibt es im Umfang der Weiterbildung von angestellten und arbeitslosen Ingenieuren, wohl aber in der Art der Weiterbildung. Angestellte genossen meist Fortbildungen mit einem breiteren Themenspektrum.

Artikel vom 24.12.2005