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Sauer auf die Bahn AG: Erik Raaz mußte seinen Mercedes Benz reparieren lassen. Er droht mit Klage..Bis Mittwoch mittag eine »Gefahrenstelle«: Diese nutzlose Rampe wurde gestern endlich entsorgt.

Nutzlose Betonrampe wird
für die Bahn AG sehr teuer

Geschäftsmann fordert nach Unfall 5 600 Euro Ersatz


Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Die Deutsche Bahn AG hat ein weiteres unrühmliches Kapitel um den Bielefelder Hauptbahnhof geschrieben: Eine Rampe auf dem Bahnhofsvorplatz sorgt für beträchtlichen Ärger. Ein Geschäftsmann aus Bischofsheim (Hessen) verlangt von der Bahn nach einem Unfall 5 600 Euro Schadensersatz. Am Mittwoch wurde der Betonklotz entfernt . . .
Die Geschichte der Rampe ist auch ein tiefer Blick in die unendliche Geschichte des Umbaus des Bielefelder Hauptbahnhofs: Vor vier Jahren zog die Bahnhofsbuchhandlung (K Presse + Buch) in einen Pavillon auf dem Vorplatz um. Um die Ware problemlos in den Behelfscontainer zu schaffen, wurde an der Rückseite eine fünf Meter lange und einen Meter breite Betonrampe gegossen, die bis zu einer Höhe von 40 Zentimeter aufragte. Dort durften auch Behinderte mit Rollstühlen in den Container-Kiosk gelangen, da der Vordereingang nur über Holztreppen zu erreichen war.
Im März 2005 erreichte die Sanierung des Hauptbahnhofs zumindest das vorläufige Stadium, daß die Buchhandlung in neue, lichte Räume derBahnhofshalle zurückkehren konnte. Die Rampe indes blieb stehen, wurde als nutzloses Monument direkt vor den Auto-Parkbuchten zum großen Ärgernis.
Am 5. Dezember um 20.15 Uhr parkte der Bischofsheimer Erik Raaz seinen Mercedes Benz 290 TD in eben einer dieser Parkbuchten. Raaz: »Ich hörte plötzlich ein massives Schürfen.« Der Unternehmer für Sicherheitstechnik stieg aus und traute seinen Augen nicht: Die Frontpartie des Wagens hatte in der Dunkelheit auf der Rampe aufgesetzt. Erik Raaz rief zur Unfallaufnahme umgehend die Polizei und ließ ein Protokoll zur Beweissicherung anfertigen. Zudem nahm er noch am Abend Kontakt mit dem Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld auf.
Ergebnis: Die Polizeibeamten machten in ihrem schriftlichen Bericht den Betonklotz als »Gefahrenstelle« aus, als Verantwortliche notierten sie das »Bahnhofsmanagement, Bauherrenvertretung«.
Der zuständige städtische Angestellte des Bereichs Straßeninstandhaltung und -beschilderung pflichtete dieser Notiz bei: »Wiederholt« sei die Deutsche Bahn AG in den vergangenen Monaten aufgefordert worden, »die Rampe, die eine massive Gefahrenstelle darstellt, zu beseitigen oder dementsprechend zu sichern«.
Erik Raaz ließ ein Beweissicherungsgutachten über die Schäden am Mercedes erstellen und dann den Schaden reparieren: Insgesamt kosteten Reparatur, Gutachten und Nutzungsausfall 5 600 Euro. Sein Rechtsanwalt forderte das Bahnhofsmanagement Bielefeld umgehend zum Schadensersatz auf.
Gestern reagierte die Bahn AG Nordrhein-Westfalen. Sagte Pressesprecher Gerd Felser: »Unsere Juristen werden den Fall prüfen.« Während der Mittagsstunden sogten Bauarbeiter am Mittwoch schon einmal für die »prompte« Entsorgung der Rampe. Felser ratlos: »Wir wissen nicht, warum der Abbau so lange gedauert hat, der Rückbau war jedenfalls schon immer vorgesehen und hatte nichts mit dem Unfall zu tun . . .«
Ob der Bischofsheimer Geschäftsmann eine umgehende Entschädigung erhält, bleibt demnach weiter ungewiß. Erik Raaz wird sich mit der Bahn AG auf keine Diskussionen einlassen. Er droht: »Deren Juristen sollen prüfen, bis sie schwarz werden. Mein nächstes Schreiben nach Bielefeld wird die Klageschrift sein.«

Artikel vom 22.12.2005