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Nach Knie-OP kämpft
Patientin um Reha-Kur

Krankenkasse: 64-Jährige soll sich zu Hause erholen

Von Christian Althoff
Gütersloh (WB). Nach einer Knie-Operation haben Ärzte einer Frau (64) aus Gütersloh zu einer dreiwöchigen, stationären Reha geraten. Jetzt liegt die Patientin mit der AOK im Clinch um die Kostenübernahme.

Das St. Elisabeth-Hospital in Gütersloh. In Zimmer 250 liegt Rosemarie Meier und schüttelt den Kopf: »Seit 45 Jahren bin ich in der AOK, und dann so etwas!«, sagt sie und greift zu dem Brief, in dem die Krankenkasse eine stationäre Rehamaßnahme abgelehnt hat: »Ich fühle mich so unsicher mit meinem neuen Knie - ich habe Angst, dass ich zu Hause stürzen könnte, und möchte mich lieber unter Aufsicht erholen.«
Drei Jahre war Rosemarie Meier von Schmerzen in ihrem linken, verschlissenen Knie gequält worden. »Zum Schluss war es so schlimm, dass meine Frau keine Treppe mehr steigen konnte. Wir sind deshalb vor einem Jahr in ein Haus mit Fahrstuhl umgezogen«, erzählt Ehemann Wolfhard Meier (63). Als Spritzen und Schmerzmittel nicht mehr halfen, setzten Chirurgen der 64-Jährigen in der vergangenen Woche ein künstliches Kniegelenk ein.
Zweimal täglich wird das Knie von einer Maschine 30 Minuten lang bewegt, außerdem kümmert sich eine Physio-Therapeutin um die Patientin. »Mit Gehhilfen und Unterstützung meines Mannes kann ich inzwischen über den Krankenhausflur schleichen«, sagt Rosemarie Meier und schränkt ein: »Dabei fühle ich mich aber noch sehr unsicher, zumal ich das neue Knie noch nicht belasten darf.« Um die 64-Jährige fit für den Alltag zu machen, sollte sie nach dem Willen der Ärzte aus dem Krankenhaus in eine Rehaklinik entlassen werden. Doch die AOK schrieb, eine ambulante Reha sei »ausreichend und sinnvoll«. Wolfhard Meier: »Auf meinen Einwand, dass ich kein Auto besitze, um meine Frau täglich zu einer Reha-Praxis zu bringen, bekam ich die Antwort, das spiele keine Rolle.«
Ein AOK-Sprecher erklärte gestern, Rosemarie Meier habe in ihrem Reha-Antrag geschrieben, sie wohne in einem Haus mit Fahrstuhl, und ihre häusliche Versorgung sei gewährleistet: »Deshalb hat unser medizinische Dienst folgerichtig eine ambulante Reha für sinnvoll erachtet.«
Das Ehepaar sieht allerdings mit den Weihnachtsfeiertagen Probleme auf sich zukommen: »Meine Frau soll Heiligabend entlassen werden. Dann ist sie mit ihrem frisch operierten Knie drei Tage zu Hause, ohne dass sich eine Bewegungstherapeutin um sie kümmert.« Kommende Woche stehe dann zunächst ein Besuch beim niedergelassenen Orthopäden an, der entscheiden werde, wer die ambulanter Reha durchführern solle.
Rosemarie Meier hat gestern Widerspruch gegen den Bescheid der Kasse eingelegt und mitgeteilt, sie müsse zu Hause vier Stufen überwinden, um zum Fahrstuhl zu gelangen. Der AOK-Sprecher: »Das ist natürlich eine völlig neue Situation. Unser medizinische Dienst wird den Fall deshalb noch einmal prüfen.«

Artikel vom 22.12.2005