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Nigeria-Connection
mit neuer Masche

Täter schreiben jetzt in fehlerfreiem Deutsch

Herford (WB/ca). Auf der Suche nach Opfern verschicken Betrüger aus Nigeria jetzt erstmals Briefe in einwandfreiem Deutsch. So erhielt ein Angestellter aus Herford ein Schreiben, in dem ihm eine Erbschaft in Aussicht gestellt wurde. Sein Rechtsanwalt Dr. Heino Maiwald aus Gütersloh rät: »So einen Brief sollte man wegwerfen.«
Seit etwa 20 Jahren ist die sogenannte Nigeria-Connection in Deutschland aktiv. Anfangs verschickten die Täter Briefe per Fax, später per E-Mail. Die Verfasser geben an, aus Nigeria, Togo, Ghana, Sierra Leone, dem Kongo oder der Elfenbeinküste zu stammen und in hohen Positionen, etwa in Ministerien, tätig zu sein. Sie bitten um Hilfe beim Transfer von Millionenvermögen und bieten im Gegenzug Beteiligungen bis zu 30 Prozent an. Reagiert ein Angeschriebener auf die Offerte, werden Vorleistungen verlangt, wie Bankspesen oder Notargebühren.
Rechtsanwalt Heino Maiwald: »Bislang waren diese Schreiben in Englisch abgefasst - möglicherweise, um sie weltweit benutzen zu können. Jetzt tauchen sie erstmals in einwandfreiem Deutsch auf und kommen per Post, was natürlich seriöser wirkt als eine E-Mail.« So erhielt der Herforder ein Schreiben einer angeblichen Anwältin, die vorgab, eine deutschstämmige Familie zu vertreten, die in ihrer Wahlheimat Afrika bei einem Unfall ums Leben gekommen sei. Da es offensichtlich keine Erben für das 28,3 Millionen schwere Vermögen gebe, wolle sie verhindern, dass es an den Staat falle, und wende sich nun an den Herforder, weil dieser den gleichen Nachnamen wie die verstorbene Familie habe. »Meinem Mandanten wurden 20 Prozent des Nachlasses für den Fall angeboten, dass er sich als Erbe ausgibt«, sagt Rechtsanwalt Maiwald. Er nimmt an, dass sich die Täter inzwischen deutscher Komplizen bedienen: »Sonst hätten sie den Brief nicht so fehlerfrei abfassen können.«
Die nigerianische Polizei geht übrigens nach Auskunft des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes in Düsseldorf davon aus, dass allein aus diesem afrikanischen Land wöchentlich etwa 30 000 solcher Briefe verschickt werden und immerhin ein Prozent der Adressaten (wöchentlich 300) darauf hereinfällt.

Artikel vom 22.12.2005