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Spendenweltmeister

Ebbe nach der Flut blieb aus


Danke, Deutschland, wir sind gut: In einem Jahr größter wirtschaftlicher Schwierigkeiten, politischer Turbulenzen und ereilt von - gottlob fernen - Naturkatastrophen haben die Bundesbürger so viel Geld gespendet wie noch nie.
Insgesamt griffen 32,6 Millionen Deutsche in ihre nachweislich nicht mehr so prall gefüllten Portemonnaies und förderten sage und schreibe 3,5 Milliarden Euro zutage. In dem gleichfalls schon überdurchschnittlich guten Spendenjahr 2004 waren es 2,9 Milliarden Euro gewesen.
Damit ist klar, dass die Rekordsumme von 670 Millionen Euro allein für die Tsunami-Opfer nicht auf Kosten anderer Empfänger von Mildtätigkeit ging, sondern ein echtes Zusatz-Opfer war. Groß und berechtigt waren noch im Sommer die Sorgen bei karitativen Einrichtungen, Sportvereinen und sonstigen Hilfswerken, die weniger im Licht der medialen Aufmerksamkeit stehen. Sie mussten sich nach der Spendenflut für Ostasien auf Ebbe in der eigenen Kasse einrichten. Vereinzelt ist es auch dazu gekommen, aber unter dem Strich dürfen alle zufrieden sein.
Vielleicht nimmt die Nächstenliebe tatsächlich gerade dann zu, wenn alle spüren, dass es knapper wird. Wer auf hohem Niveau kleine Abstriche machen muss, der spürt, dass andere jetzt sehr viel härter getroffen sind. Krisen sind nie gut, aber sie schärfen den Blick für das Wesentliche - und dazu gehört Wohltätigkeit. Reinhard Brockmann

Artikel vom 16.12.2005