16.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ermittlungen gegen
Kühlhaus-Betreiber

Staatsanwalt prüft Betrug mit EU-Etiketten

Eine Veterinärin untersucht Fleisch aus dem Kühlhaus Wulbusch.
Von Ernst-Wilhelm Pape
Gelsenkirchen (WB). Der Gammelfleisch-Skandal weitet sich aus: Die Staatsanwaltschaft Essen prüft derzeit, ob es auch zum Betrug mit EU-Etiketten für Fleisch gekommen ist. Das hat Oberstaatsanwältin Angelika Matthiesen gestern bestätigt.
Die EU-Etiketten bescheinigen die Genusstauglichkeit von Fleisch für den weltweiten Handel. Um Missbrauch auszuschließen, werden die Etiketten durchnummeriert und dürfen nur von Veterinären an Schlachtbetriebe ausgehändigt werden.
Bei den Ermittlungen hatten sich Hinweise ergeben, dass der Großhändler Domenz aus Gelsenkirchen verbotenerweise auch mit Fleischabfällen, wie Stichfleisch, gehandelt und in dem Kühlhaus der Firma Walbusch im niedersächsischen Melle eingelagert hat. Diese Abfälle sollten zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Stichfleisch ist wegen hoher Keimgefahr für Lebensmittel aber nicht geeignet. Matthiesen: »Wir wollten bei der erneuten Durchsuchung des Kühlhauses am Mittwoch feststellen, ob die Fleischabfälle als genusstauglich deklariert waren.« Die Auswertung der beschlagnahmten Papiere sei noch nicht abgeschlossen. Die Ermittlungen richteten sich auch gegen den Betreiber des Kühlhauses. Er stehe in Verdacht, Beihilfe zum gewerblichen Betrug geleistet zu haben.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hatte Domenz vom 10. August bis 11. November 2005 97,1 Tonnen Fleisch aus Brasilien, Spanien, den Niederlanden und Dänemark in Melle eingelagert. Das Fleisch war nach Erkenntnissen der Bundesanstalt als Pferdefleisch, Speck, Schweinrippe, Schweineverarbeitungsfleisch und Geflügelfleisch deklariert. In einem internen Bericht »Vertriebswege über die Firma Domenz« sind ferner auch 0,6 Tonnen Hühnerfleisch und 0,7 Rinderhüfte unbekannter Herkunft verzeichnet.

Artikel vom 16.12.2005