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Schwarzarbeit
im Fleischwerk

Verfahren gegen Arbeitervermittler

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Düsseldorf (WB). Neuer Schwarzarbeiter-Skandal in der Fleischbranche: Die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstraftaten der Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Schlachtarbeitervermittler Axel H. aus Dormagen eingeleitet.

Dem 42-jährigen Axel H. werden unter anderem illegale Arbeitnehmerüberlassung, Millionenbetrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Er ist neben dem 38 Jahre alten Türken Erol D. aus dem lippischen Lage einer der wichtigsten Arbeitskräfte-Beschaffer der Firma Westfleisch (Münster), des drittgrößten deutschen Fleischverarbeiters. Über ein Geflecht von jeweils 20 Einzelfirmen sollen Erol D. und Axel H. Arbeiter aus Rumänien, Polen und Ungarn sowie anderen osteuropäischen Ländern an Westfleisch vermittelt haben. »Über den derzeitigen Stand des Strafverfahrens werden aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskünfte erteilt«, sagte Staatsanwalt Peter Lichtenberg dieser Zeitung. Gegen Verantwortliche der Firma Westfleisch gebe es keine Ermittlungen.
Gegen Erol D. ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld. Nach ersten Schätzungen der Zollbehörden ist in diesem Fall durch Steuerhinterziehung und fehlender Sozialversicherungsbeiträge ein Schaden von fünf Millionen Euro entstanden.
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat auch Ermittlungsverfahren gegen elf Manager der Firma Westfleisch wegen Steuerhinterziehung, Beschäftigung von Schwarzarbeitern und Verstoßes gegen das Arbeitszeitgesetz eingeleitet. Zu den Beschuldigten gehören auch der geschäftsführende Vorstand Dr. Helfried Giesen und der kaufmännische Vorstand Dr. Bernd Cordes sowie die Leiter der Schlachthöfe in Hamm, Coesfeld, Lübbecke und Paderborn.
In dem Verfahren gegen Erol D. hatte es auch Hinweise auf kriminelle Machenschaften des Arbeitervermittler Axel H. gegeben. Unter anderem sollen Werkverträge und Arbeitszeiten nicht eingehalten und die Arbeiter mit Schwarzgeld bezahlt worden sein.
Nach Informationen dieser Zeitung hat der 42-Jährige derzeit mindestens 1200 ausländische Arbeitnehmer an die Firma Westfleisch sowie fünf weitere Schlachthöfe und Zerlegebetriebe in NRW, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern vermittelt. Allein 700 Osteuropäer sollen in den Westfleisch-Schlachthöfen Hamm, Lübbecke und Coesfeld in der Schlachtung und Zerlegung arbeiten.
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld betonte, dass im Fall Erol D. die Firma Westfleisch aktiv an der Aufklärung der Straftaten mitwirke. Westfleisch-Sprecher Meinhard Born: »Wir wollen die Beschäftigung ausländischer Arbeiter auf saubere Füße stellen.«

Artikel vom 03.12.2005