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Uwe Otting erinnert sich sehr positiv an seine Kindheit.Foto: Rahe

»Das intensivste
Grün entsteht
in der Kindheit«

Friseurmeister Otting als Buchautor

Von Jürgen Rahe
Hoberge-Uerentrup (WB). Als Uwe Otting in einer WESTFALEN-BLATT-Beilage blätterte, traute er seinen Augen nicht. Das idyllisch gelegene Bauernhaus, das dort abgedruckt war, ist das Haus seiner Eltern gewesen. Dieser Zufall animierte den Friseurmeister, zur Feder zu greifen und seine Erinnerungen an die Kindheit zu Papier zu bringen.

Jetzt ist das Werk in Buchformat fertiggestellt, und der 61-jährige Meister-Figaro aus Hoberge-Uerentrup stellt in beinahe schon poetischer Version fest: »Meine schönsten Erinnerungen leuchten zauberhaft grün und duften nach Linde, sie bringen meine Seele zum Jubilieren. Das intensivste Grün entsteht wohl in der Kindheit. Dieses Buch handelt davon.«
»Erinnerungen an Hefeschnecken, Käsekühe und den süßen Duft der Linde«, so lautet der Titel des 104 Seiten umfassenden Buches. Das Titelfoto ziert - natürlich - das am Brunsiek gelegene, von Bäumen umgebene Elternhaus von Uwe Otting. Gemalt hat das Werk im Jahr 1922 der Künstler Ludwig Godewols. Otting: »Später erfuhr ich, dass dieses Bild in der Bielefelder Kunsthalle ausgestellt ist. Darüber bin ich schon ein bisschen stolz.«
Konnte man noch in den 50er Jahren das alte Bauernhaus unter Bäumen von der Dornberger Straße aus sehen, so ist das heutzutage nicht mehr möglich. Otting schmunzelnd: »Nicht nur mein Friseursalon verdeckt den freien Blick, sondern auch die in den 90er Jahren entstandene moderne Wohnbebauung.«
Apropos modern - bei diesem Stichwort setzt Otting gleich in seinem Vorwort an: »Natürlich war früher nicht alles besser. Man denke nur an Zahnschmerzen. Aber eine Kindheit, in der Zuneigung weder aus der Steckdose noch aus dem Portemonnaie kam, hat mich so positiv geprägt, dass ich reichlich fünfzig Jahre später noch das Hohelied auf Eltern, Großeltern und die herrliche Natur anstimmen möchte - und das, obwohl ich weder Sänger noch Schriftsteller bin, sondern Friseur.«
Gleichwohl ist ihm das Metier eines Autors nicht völlig fremd. Otting, der sich auch als Modeberater und Visagist einen Namen über die Grenzen seiner Bielefelder Heimatstadt gemacht hat, veröffentlichte in den 90er Jahren gleich zwei Werke in Buchform.
So zum Beispiel das Werk »...kurz angeschnitten«. Darin erinnert der Coiffeur - zumeist in humoristischer Art und Weise - an die vielen kleinen und manchmal auch sehr belustigenden Begebenheiten in seinem langen Berufsleben. Immerhin frisierte und frisiert Otting nicht zuletzt Persönlichkeiten sowie - aus dem Showbereich - Stars und Sternchen.
Vom Boden abgehoben ist Uwe Otting freilich nie. Im Gegenteil: Er liebt es, mit jedermann auf nette Art zu plaudern. Mit Blick nach vorn und ohne jeglichen Ruhestandsgedanken fügt er hinzu: »Wann immer es Kamm und Schere erlauben, wird weiter geschrieben.«

Artikel vom 03.12.2005