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Doppel-Mörder zündet seine Opfer an

Militaria-Händler und seine Ehefrau erschossen - Feuerwehr findet verkohlte Leichen

Von Jürgen Spies, Bernhard Liedmann, Karl Pickhardt
und Hubertus Hartmann
Delbrück (WB). In einem Einfamilienhaus in Delbrück-Bentfeld (Kreis Paderborn) starben gestern in den frühen Morgenstunden zwei Menschen. Nach Angaben von Staatsanwalt Ralf Vetter wurden sie Opfer eines Doppelmordes.
Einsatzkräfte der Delbrücker Feuerwehr spürten nach dem Löschen des Feuers Brandnester auf. Dabei wurde auch eine Wärmebildkamera eingesetzt. Hochleistungsentlüfter trieben den Rauch aus dem völlig verqualmten Haus. Foto: Jürgen Spies
Beamte der Bielefelder Mordkommission nahmen nach Abschluss der Löscharbeiten die Ermittlungen auf. Foto: Wolfram Brucks
Das Ehepaar wurde erschossen. Anschließend zündete der Mörder die Leichen und das Haus an.
Bei den Toten handelt es sich um das Ehepaar Ingo (37) und Conny G. (44). Während der Löscharbeiten fanden Feuerwehrleute die Toten im Wohnzimmer des Hauses.
Hintergrund des grausamen Verbrechens ist offenbar ein Raubmord. Möglicherweise ist das Motiv in der Militaria-Szene zu suchen.
Ingo G. war während seiner Bundeswehrzeit angeblich als Waffenmechaniker auf dem Zerstörer »Hamburg«. In Bentfeld betrieb er einen Handel mit »internationalen militärhistorischen Antiquitäten«, die er auf Flohmärkten in ganz Deutschland kaufte und hauptsächlich über das Internet verkaufte. Ende November hatte er noch einen Stand auf der Waffenbörse in Kassel. Seine eigene Sammlung beinhaltete nach Zeugenaussagen echte Raritäten. Anscheinend hatte es der Täter darauf abgesehen.
Der Vater von Conny B. berichtete, er sei noch am Dienstag im Büro seines Schwiegersohnes gewesen und habe dort historische Pickelhauben und Uniformen bestaunt. Gestern seien diese Gegenstände verschwunden gewesen.
Das Feuer hatten Nachbarn entdeckt. Sie waren gegen 3.25 Uhr aus dem Schlaf gerissen worden. »Ich habe einen Knall gehört«, erzählte ein Anwohner, »und Motorgeräusche eines Autos, das erst abgewürgt wurde und dann davonbrauste«.
Das Haus der Familie G. stand da bereits in Flammen. Die Hitzeentwicklung muss derart heftig gewesen sein, dass Fensterscheiben barsten und der Putz von den Wänden platzte. Die Polizei fand Spuren eines Brandbeschleunigers benutzt. »Es ist alles völlig verglüht und unübersichtlich«, schilderte Staatsanwalt Vetter seine ersten Eindrücke. Die Identifizierung der Leichen gestaltete sich deshalb äußerst schwierig. Gerichtsmediziner waren bis in den späten Nachmittag mit Untersuchungen beschäftigt. Klarheit verschaffte später eine Obduktion.
Erst im Laufe der Ermittlungen, nachdem sich ein Gewaltverbrechen abzeichnete, schaltete die Paderborner Polizei auch die Mordkommission Bielefeld und das Düsseldorfer Landeskriminalamt ein.
Die erbeuteten Gegenstände muss der Mörder mit einem Lieferwagen abtransportiert haben. Die Polizei fahndet nach einem weißen oder beigen Lieferwagen, eventuell ein Mercedes Sprinter oder Peugeot. Eine Aufschrift war mit roten Streifen überklebt worden. Das Wort »Möbel« soll noch erkennbar gewesen sein. Das Kennzeichen ist nicht bekannt. Die Polizei sucht Zeugen und bittet Sammler und Händler von historischen Militärgegenständen um Mitteilung, wo eventuell seit Donnerstag solche Militaria angeboten werden. Hinweise unter Telefon 05251/3060.

Artikel vom 02.12.2005