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»In Bielefeld legen wir nach«

Arminias nächster Gegner: Kuranyi sichert Schalkes 2:1 gegen Bremen

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). 3:0 gegen den PSV Eindhoven. 2:1 gegen den SV Werder Bremen. In vier Tagen hat der FC Schalke 04 zwei schwere Hausaufgaben gelöst. International bleiben die »Königsblauen« damit im Champions-League-Geschäft. Und auch national im Kampf um die lukrativen Spitzenplätze weiter am Ball.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Hamit Altintop dachte schon an die nächste Auswärtspartie: »Gegen Bielefeld werden wir jetzt nachlegen«, glaubt der Türke, der sich sehr gern an das Gastspiel am 7. Mai in Ostwestfalen erinnert: »Wir gewannen verdient 2:0 und hatten die Arminen damals ganz gut im Griff.«
Das soll am kommenden Samstag wieder so sein - hofft auch der Schalker Trainer. Denn Ralf Rangnick braucht ab sofort jeden Dreier, wenn seine gewagte Hochrechnung tatsächlich noch aufgehen soll. Trotz der 12 Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter FC Bayern München hat er die Meisterschaft nicht abgeschrieben. Rangnick erinnert an die Saison 2004/2005: »Da lagen wir im März drei Zähler vor den Bayern, am Ende holten die Münchener souverän den Titel.« Die damalige Differenz: Immerhin 13 Punkte.
Deshalb hält Rangnick die Bayern jetzt auch nicht für »uneinholbar«. »Es stehen doch noch 20 Spiele im Terminkalender. Da ist alles möglich.« Eine höchst mutige Ankündigung, die er ziemlich exclusiv haben dürfte.
Es gibt andere Schalker, wie den Manager Rudi Assauer, die diese Meinung nicht teilen. Aber Trainer müssen vielleicht manchmal besonders optimistisch sein. Rangnick sieht seine Mannschaft nach dem Tief wieder auf einem guten Weg: »Wie wir in der letzten halben Stunde gegen Bremen den Schalter noch einmal umlegen konnten, das hat mir imponiert.«
Auch die Spieler klopften sich anschließend selbst auf die Schulter. Altintop lobte die Einsatzbereitschaft: »Wir haben nach der schweren Mittwoch-Partie gegen Eindhoven unsere letzten Reserven mobilisiert.« Und sogar der interne Chefkritiker Frank Rost fand anerkennende Worte, entdeckte erstmals Ansätze eines »Wir-Gefühls«. Der Torwart stellte erfreut fest: »Zur Zeit stimmt einfach alles. So können wir eine richtige Mannschaft werden.«
Das wertvolle 2:1 gegen Werder: Ein Erfolg der Kategorie Arbeitssieg, für den in erster Linie Kevin Kuranyi zuständig war. Seine Treffer Nummer sechs und sieben für den FC Schalke 04 bestätigten auch Rangnicks taktische Maßnahme, der seiner Mannschaft das Ein-Spitzen-System verordnet hat: »Solange wir damit erfolgreich sind, gibt es keinen Grund, hier etwas zu ändern.« Also auch am Samstag in Bielefeld: Schalke kommt nur mit einem Angreifer.
Mit Kuranyi, der durch die beiden Tore gegen Bremen seine Stammplatz-Ansprüche weiter festigte. Er findet die neue Spielanlage selbstverständlich prima: »Da habe ich mehr Raum, da komme ich zu mehr Chancen.«
Wie gegen Werder, als er vor dem 1:0 auf Naldos Abspielfehler lauerte. Beim entscheidenden 2:1 stand Kuranyi wieder genau richtig. Andreas Reinke konnte den Schuss von Lewan Kobiaschwili nicht festhalten, der Torjäger staubte ab. Kuranyi freute sich: »Es war wichtig, dass wir den Abstand zu Bremen verkürzen konnten.« Die Schalker: Wie in der vergangenen Saison die »Besten im Westen«. In der Liga aber hinter Bayern, dem HSV und Bremen »nur« die Nummer vier.
Dafür dürften die »Königsblauen« in Sachen »Nachwuchsarbeit« im Oberhaus in diesem Jahr absolute Spitze sein. Denn das halbe Dutzend ist voll: Christian Poulsen, Mladen Krstajic, Tomasz Waldoch, Marcelo Bordon, Kevin Kuranyi und zuletzt Frank Rost, sie alle wurden 2005 Vater. Der Torwart hat die Tochter gleich am Tag nach der Geburt angemeldet. Elisa Annabel Rost ist jetzt das jüngste Schalker Vereinsmitglied.

Artikel vom 28.11.2005