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Bahn strebt nach Hamburg

Einstieg ins Hafen-Geschäft geplant

Berlin/Hamburg (dpa). Die Deutsche Bahn will ihre Konzernzentrale von Berlin nach Hamburg verlegen. Zugleich will der Verkehrskonzern in das florierende Hafengeschäft der Hansestadt einsteigen.

Bahnchef Hartmut Mehdorn bezeichnete Hamburg am Freitag als »traditionell gewachsenen und damit geradezu natürlichen Standort« für die weltweite Logistik. Damit droht Berlin jedoch der Verlust des größten Arbeitgebers.
Die Verhandlungen zwischen der Bahn und dem Hamburger Senat seien »auf einem erfolgversprechenden Weg«, teilten beide Seiten mit. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte, mit einem Wechsel wären der Umzug von mehr als 1000 Beschäftigten sowie Investitionen im dreistelligen Millionen-Bereich verbunden. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) forderte die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Einschreiten auf. Es könne nicht hingenommen werden, dass ein bundeseigenes Unternehmen den Standort Berlin im Stich lasse, sagt er.
Bei einer Verlagerung »zentraler Funktionen« nach Hamburg sei auch ein Umzug des Vorstandes vorstellbar, bestätigte ein Bahn-Sprecher. Das Top-Management sitzt derzeit zur Miete in einem gläsernen Hochhaus am Potsdamer Platz. Der Mietvertrag läuft bis 2010. Die Bahn hatte sich schon seit längerem nach anderen Standorten für einen eigenen Neubau umgesehen. In Berlin sind 20000 Beschäftigte an 20 verschiedenen Adressen untergebracht.
Die Bahn hat seit der Fusion von westdeutscher Bundesbahn und früherer DDR-Reichsbahn im Jahr 1994 ihren Hauptsitz in Berlin. In Hamburg hat der Konzern nach Beusts Worten bereits mehrere mögliche Standorte in die engere Wahl gezogen. Dazu gehörten Areale am Hauptbahnhof, am Bahnhof Altona oder im neuen Stadtviertel Hafen-City.
Die Bahn verhandelt daneben auch über eine stufenweise Beteiligung an der mehrheitlich landeseigenen Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA), einem der wichtigsten Umschlagbetriebe im größten deutschen Seehafen. Dabei geht es offenbar um eine Mehrheitsbeteiligung. Beust sagte: »25 Prozent ist zu wenig, 75 Prozent ist zu viel.« Zudem sprechen beide Seiten über einen Einstieg der Bahn bei der Hamburger Hochbahn, die U-Bahnen und Busse betreibt. Wann die Pläne umgesetzt werden sollen, steht noch nicht fest.

Artikel vom 26.11.2005