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Scharfe Kritik an Teheran

EU wirft Iran »vielfache Versäumnisse« im Atomstreit vor

Wien (dpa). Die Europäische Union (EU) hat in ungewöhnlich scharfer Form die Haltung Irans im Streit um sein Atomprogramm kritisiert. Mohammed el Baradei fordert Neuaufnahme von Gesprächen.

Die Europäische Union sei »tief besorgt« über die »vielfachen iranischen Versäumnisse« bei der Offenlegung seines Atomprogramms, sagte der britische EU-Botschafter bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Peter Jenkins, gestern vor dem IAEO-Gouverneursrat in Wien. Das Verhalten Teherans untergrabe die iranischen Behauptungen, dass sein Atomprogramm nur friedlichen Zwecken diene. Zuvor hatten die EU und die USA darauf verzichtet, den »Fall Iran« wegen mehrerer Verstöße Teherans gegen den Atomwaffensperrvertrag an den Weltsicherheitsrat zu übergeben.
Auch China und Russland kritisierten vor den 35 Ratsmitgliedern die iranische Haltung. Zuvor hatte IAEO-Generaldirektor Mohammed el Baradei Iran zu mehr »Transparenz« im Zusammenhang mit seiner Atompolitik gedrängt.
Ungeachtet der scharfen EU-Kritik an Iran streben beide Seiten die Wiederaufnahme des im August von der EU abgebrochenen Dialogs an. Jenkins machte deutlich, dass es dabei um einen russischen Vorschlag geht, die von Teheran angestrebte Anreicherung von Uran zu Brennstoff für Atomkraftwerke künftig gemeinsam in Russland vorzunehmen. Der Westen fordert von Iran einen Verzicht auf die Urananreicherung, weil hoch angereichertes Uran zum Bau von Atomwaffen verwendet werden kann. Vor allem die USA verdächtigen Iran, insgeheim an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten, Iran bestreitet dies. El Baradei sprach sich dafür aus, die Verhandlungen schnell wieder aufzunehmen, um den Atomstreit zu beenden. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 25.11.2005