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Drei Russenmafiosi zu
Haftstrafen verurteilt

Olymp-Prozeß Teil I endet nach fünf Monaten


Bielefeld (uko). Nach exakt fünf Monaten Verhandlungszeit ist Teil I des »Olymp«-Prozesses am Dienstag beendet worden. Drei Angeklagte erhielten jeweils zwei Jahre und neun Monate sowie zwei Jahre und elf Monate Haft. Die Männer hatten in der vergangenen Woche Geständnisse abgelegt.
Mit großem Pomp war der Verein »Olymp« 2003 aus der Taufe gehoben worden. Die »Förderung junger talentierter Sportler« hatten sich die Rußlanddeutschen auf die Fahnen geschrieben. »Olymp« wurde als gemeinnützig anerkannt, der Verein residierte nobel in den Klosterpassagen an der Ritterstraße.
Aufwendige Ermittlungen der Polizei ergaben dann eine finstere Ausrichtung: Schutzgelderpressung sollte der eigentliche Zweck sein. Als Kopf und Vereinsvorsitzender fungierte der Rußlanddeutsche Eduard N. (32), der wie die »Olymp«-Vorstände Vitali S. (31), Eugen P. (35) und Watscheslaw H. (29) vor fast einem Jahr in Untersuchungshaft genommen wurde.
Unter dem Vorwand, Sponsoren für den Verein anzuheuern, hatten sie in wechselnder Beteiligung Geschäftsleute in Bielefeld und Umgebung aufgesucht und kriminelle Angebote unterbreitet haben. Spenden beziehungsweise Sponsorengeld sollten die rußlandstämmigen Deutsche leisten. Die bedrohten Opfer indes zogen es vor, zur Polizei zu gehen oder die Russenmafia hinzuhalten. Die eindeutigen Hinweise auf eine »sibirische Mafia«, arrogante Sprüche wie »Wir sind Bielefeld« oder »Wer hier Geschäfte machen will, muss erst an uns vorbei«, zogen bei den vermeintlichen Opfern nicht.
Auch das mit dem Verein »Olymp« Tür an Tür sitzende Inkassounternehmen »Herakles« lief nur mit mäßigem Erfolg. Zwar wurde ein Gastronom in Oerlinghausen brutal überfallen und zusammengeprügelt, doch zahlte nur ein Schuldner einmalig 50 Euro.
Alle vier Angeklagten hatten Monate lang ihre Unschuld reklamiert, Zeugenaussagen waren nicht so eindeutig, wie in der Anklage festgehalten. Schließlich legten S., P. und H. in der vergangenen Woche gegen die Angabe von Strafobergrenzen Geständnisse ab. Die 4. Strafkammer verurteilte danach gestern P. zu 35 Monaten Haft, H. und S. sollen jeweils 33 Monate Gefängnis absitzen.
Allein »Olymp«-Vorstand Eduard N. sitzt weiter vor Gericht. Sein Prozeß wird mit weiteren Zeugenaussagen am 29. November fortgesetzt.

Artikel vom 23.11.2005