Berlin (dpa). Deutschland steht vor einer historischen Zäsur: Der Bundestag wird heute erstmals eine Frau ins Kanzleramt wählen. Angela Merkel kann mit einer großen Mehrheit rechnen - einschließlich der Stimme von Gerhard Schröder.
Der bisherige Bundeskanzler will bereits morgen sein Bundestagsmandat niederlegen. Das kündigte Schröder gestern in der SPD-Bundestagsfraktion an. Heute werde er Angela Merkel seine Stimme bei der Kanzlerwahl geben. Bereits gestern lud Schröder seine Nachfolgerin im Kanzleramt zu einem persönlichen Gespräch ein. Angela Merkel nahm gestern auch erstmals an einer SPD-Fraktionssitzung teil. Wegen der deutlichen Mehrheit der großen Koalition im neuen Bundestag gilt die Wahl Merkels schon im ersten Durchgang als so gut wie sicher. Sie müsste dort wenigstens 308 von 614 Stimmen erreichen. Insbesondere aus den Reihen der Sozialdemokraten wird aber eine gewisse Anzahl von Nein-Stimmen erwartet. Um 10 Uhr beginnt heute die Wahl der Bundeskanzlerin im Bundestag. Gegen 11 Uhr wird das Wahlergebnis bekanntgegeben. Im Anschluss empfängt Bundespräsident Horst Köhler Angela Merkel zur Überreichung ihrer Ernennungsurkunde. Die Vereidigung folgt im 14 Uhr im Bundestag. Um 17 Uhr übergibt Gerhard Schröder das Bundeskanzleramt an seine Nachfolgerin. Um 19 Uhr schließlich tagt zum ersten Mal das neue Kabinett. Die Union und SPD haben bereits gestern ihre Fraktionsspitzen gewählt. Der bisherige Verteidigungsminister Peter Struck (62) wurde von den SPD-Abgeordneten mit 94,03 Prozent zum Nachfolger von Franz Müntefering gewählt, der als Vizekanzler und Arbeitsminister ins Kabinett wechselt. Struck war bereits von 1998 bis 2002 SPD-Fraktionschef. Mit einem ebenfalls hervorragenden Ergebnis von gut 93 Prozent Zustimmung ist Volker Kauder (CDU) zum neuen Unions- Fraktionschef im Bundestag gewählt worden. Kauder wertete das Ergebnis auch als Zeichen der Geschlossenheit der Union bei der Kanzlerwahl. Neuer Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag ist Peter Ramsauer (51). Themen der Zeit: Hintergrund und Leitartikel In Sondersendungen übertragen ARD und ZDF die Wahl Angela Merkels zur ersten Bundeskanzlerin. Das ZDF beginnt seine »Spezial«-Sendung um 9.35 Uhr, die ARD schaltet um 10.00 Uhr in den Bundestag. Daneben ist die Kanzlerwahl live bei Phoenix, n-tv und N24 zu verfolgen. RTL und Sat.1 planen kurzfristige Schaltungen zur Verkündung des Wahlergebnisses.
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