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Gericht stoppt Stadion-Bau

2,7 Millionen Euro wurden bereits in die paragon arena investiert

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster hat gestern die Baugenehmigung der Stadt Paderborn für die paragon arena außer Kraft gesetzt. »Dieses Urteil hat eine niederschmetternde Wirkung«, sagte Wilfried Finke, Präsident des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07.
Paderborns bekannteste Baustelle: In der paragon arena passiert in den kommenden Wochen nichts mehr. Foto: Wolfram Brucks

Finke rechnet in Kürze mit ernsten Konsequenzen: »Wir müssen davon ausgehen, dass die Stadt als Hoheitsträger einen sofortigen Baustopp verfügt.« Weitere Stellungnahmen wollten weder Verein noch der Bauherr, die Paderborner Stadion-Gesellschaft (PSG), abgeben. Sie verwiesen auf eine Pressekonferenz am heutigen Donnerstag: »Jetzt sind Juristen gefragt, keine Kaufleute«, begründete Finke. Wie unvorbereitet der OVG-Beschluss die Beteiligten traf, macht diese Reaktion deutlich: Allen Kamera-Teams und Fotografen wurde sofort der Zutritt auf das Stadiongelände untersagt.
»Die Entscheidung hat uns überrascht. Aber wir wollen das Stadion und werden alles Notwendige tun, es so schnell wie möglich wieder ans Laufen zu bringen«, sagte Paderborns Bürgermeister Heinz Paus. Der will jetzt intensive Gespräche mit den Anwohnern führen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnte die Stadt sogar gezwungen sein, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Paus: »Das würde Monate dauern.«
Die insgesamt 16 Seiten umfassende Begründung des OVG war den Beteiligten gestern Vormittag per Fax zugesandt worden. Drei Nachbarn hatten beim Verwaltungsgericht Minden geklagt und beantragt, die Genehmigung außer Vollzug zu setzen. Diesem Antrag sei in zweiter Instanz statt gegeben worden, teilte das OVG mit. Gründe seien offensichtliche Mängel des Bebauungsplan, der eine Stadionkapazität von 15 000 Zuschauern erlaube, während ausreichend Parkplätze fehlten. Zwar habe die Stadt die zulässige Besucherzahl auf 6000 beschränkt, die vorgesehenen 1100 Parkplätze direkt am Stadion reichten aber allenfalls für etwa 4700 Zuschauer. Zweifelhaft sei zudem, ob die Straßen rund um das Stadion den Verkehr überhaupt bewältigen könnten.
»Geschockt und traurig«, reagierte der PSG-Geschäftsführer Martin Hornberger. Ironie des Schicksals: Hornberger hatte noch am Morgen mit Vertretern der Stadt, des Rates und des Vereins über einen Teil-Zuschuss verhandelt. Für den Bau des 15 300 Zuschauer fassenden und 12 Millionen Euro teuren Stadions hatte der Stadtrat einen Finanzierungszuschuss in Höhe von 3,4 Millionen Euro bewilligt, unter Hinweis auf die unsichere Rechtslage aber noch keinen Cent ausgezahlt. Damit wackelte bereits die Finanzierung des Projekts. Bis gestern waren 2,7 Millionen Euro verbaut worden, an jedem Bautag kamen bis zu 200 000 Euro hinzu.
Mit negativen Auswirkungen im sportlichen Bereich rechnet Trainer Jos Luhukay nicht: »Das darf die Mannschaft nicht beeinflussen.« Der SCP trifft am Freitagabend (19 Uhr) im Aufsteiger-Duell auf die Sportfreunde Siegen.
Lokalteil

Artikel vom 17.11.2005