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Sie kamen, siegten und gingen schnell

Fußball: Bremer Stars enttäuschten viele Fans

Von Henning Sünkel
Alswede (WB). Das Stehen in der Kälte habe sich gelohnt, waren Robbin Sandmeier und David Nicolosi, beide 12 Jahre alt und im Werder-Trikot, nach dem Spiel auf dem Alsweder Sportplatz überzeugt. Aus Lintorf waren die beiden Kids gekommen, um sich das Spiel des Kreisligisten HSC Alswede gegen den Bundesligisten Werder Bremen anzusehen und vielleicht den einen oder anderen Profi hautnah zu erleben.
Dennis Latzel erlangt hier ein Autogramm von Nelson Valdez. Die Werder-Akteure hatten jedoch nur wenig Zeit für ihre Anhänger.
Lust auf Gesellschaft beim großzügig angelegten Festbankett hatten die meisten Bremer Spieler dann nach dem offiziellen Teil aber nicht mehr. Man kann es ihnen nicht verdenken - zwischen Paris, Wolfsburg und Barcelona kann wohl kein Klose, Borowski oder Frings ernsthaft Interesse an dem Testspiel auf Kreisliga-Boden gehabt haben. Zwar behaupteten alle fleißig das Gegenteil - »es ist wichtig, dass man seinen Rhythmus beibehält«, erklärte ein in der Pause ausgewechselter Miroslav Klose, der auch nur drei Fragen beantworten wollte. »Es ist ganz okay, solche Spiele zu machen«, so Keeper Andreas Reinke etwas ausführlicher: »Die Fahrerei ist natürlich schlecht für uns, aber so ein Testspiel ist besser als Training. Wir haben heute morgen trainiert und hätten auch am Nachmittag trainieren müssen. Die Mannschaft muss sich wieder einspielen nach der Pause, die durch das Länderspiel am Wochenende entstanden ist. Somit ist das hier eine wichtige Geschichte für uns, die auch ernst genommen wird.«
Und dennoch wirkten alle Werder-Profis eher lustlos bei ihrem Auftritt in »Wie heißt das hier noch mal?« Alswede.
So bewegte sich dann auch um 21.34 Uhr der grüne Mannschaftsbus bereits wieder in Richtung Hedemer Straße. Die meisten Spieler hatten seit Abpfiff darin gesessen. Nur Reinke, Klose, Valdez und Naldo, die früh Ausgewechselten, und ganz kurz Frings und Owomoyela hatten sich im »VIP-Zelt« blicken lassen. Alswedes Spielertrainer Markus Möller nahm hinterher an: »Das Zelt ist wohl eher abschreckend gewesen, weil zu viele Fans und Autogrammjäger hinein konnten. Deswegen sind die Bremer vermutlich so früh im Bus verschwunden.«
Trotz seines Verständnisses dafür war aber auch Möller nicht ganz zufrieden: »Wir hatten uns vorher mit jemandem vom DFB unterhalten und der erzählte uns, dass bei den anderen Begegnungen, in denen Kreisliga-Teams Duelle mit Bundesligisten gewonnen hatten, die eingeladenen Profis teilweise La-Ola-Wellen mit den Fans gemacht und Autogrammwünsche bis zum Abwinken erfüllt hätten. Dagegen sind einige Bremer schon sehr dezent aufgetreten.« Auch »Goalgetter« Sascha Blase teilte diesen Einschätzung: »Ich hatte wenig Kontakt zu den Bremer Spielern, habe aber mitgekriegt, dass der eine oder andere recht offen uns gegenüber war und bei anderen auch gemerkt, dass sie einen gewissen Abstand wahren wollten. Im Nachhinein bin ich ein bisschen enttäuscht, dass sie so schnell weg waren.« Seine Zweikampfbilanz im »Goalgetter-Duell« mit Miroslav Klose fiel dann leider auch sehr niederschmetternd aus: »Ich glaube, ich habe drei Kopfbälle gewonnen«, so der Alsweder Spieler, »und war ansonsten froh, wenn ich mal keinen Arm im Rücken hatte. Es ist schon beachtlich, wie diese Profis zum Ball stehen, immer einen Schritt schneller sind. Da war nicht viel zu machen, da merkte man deutlich den Unterschied. Leider habe ich keinen einzigen Torschuss abgegeben. Aber der Miro hat auch nicht seinen besten Tag gehabt, der hat auch viel verballert«, so der dennoch gut gelaunte Sascha Blase. Zumindest beim Trikottausch waren die Profis dann übrigens doch recht großzügig gewesen, so konnten sich die Alsweder Oliver Jahnke und Karel Stallmann über die Hemden von Nelson Valdez und Miroslav Klose freuen.
Trainer Thomas Schaaf sprach nach dem Spiel noch im völlig überfüllten Vereinsheim mit Moderator Christian Spönemann und fasste zusammen: »Ich will hier nichts Besonderes hineinreden: Die Mannschaft hat das Spiel gut angenommen und ist jetzt eingespielt für das Wochenende. Alswede hat gut dagegengehalten, vor allem mit dem Trainer hinten im Tor. Jetzt wollen wir schnell nach Hause, da am Samstag wieder viel verlangt wird von uns.«
Sprach's, bestellte noch schnell 35 Würstchen für die Busfahrt und folgte dann seinen Spielern. Dem Bus hinterher schauten neben einigen winkenden Fans auch Robbin Sandmeier und David Nicolosi, 12 Jahre, aus Lintorf. »Das Spiel war ganz gut, nur schade, dass die Bremer sich nicht richtig bemüht haben«, fand David. Trikots haben die Beiden leider nicht sammeln können, dafür ist Davids Trainingsjacke nun voller Autogramme der Werder-Spieler. »Eigentlich waren die alle ganz nett, bis auf Klose«, so Robbin, »mit Andreas Reinke, Thomas Schaaf und Valdez konnten wir noch Fotos machen.« »Und mit Naldo habe ich mich sogar unterhalten, auf Italienisch«, berichtet David, dessen Vater aus Italien kommt, »er hat mir erzählt, dass er seit gestern einen kleinen Sohn hat, der Naldinho heißt.«

Artikel vom 17.11.2005