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Ein Landarzt wie aus dem Bilderbuch

Nach 31 Jahren an der Stettiner Straße: Dr. Eckhard Wübben geht in den Ruhestand

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die Notdienstregelung für nachts und das Wochenende gab es damals noch nicht: »Man war rund um die Uhr abrufbar«, erinnert sich Dr. Eckhard Wübben an die Anfänge in Steinhagen. 1974 eröffnete er seine Praxis an der Stettiner Straße. Nun schließen sich deren Pforten: Zum Jahresende setzt sich der 63-Jährige zur Ruhe.

Der Doktor ist ein Landarzt, wie er im Buche steht. Generationen von Steinhagenern hat er behandelt, ganze Familienverbände zählen zu den Patienten der Praxis. Ihnen fühlen sich Eckhard Wübben und seine Ehefrau Renate, die als gelernte MTA stets im Betrieb im Untergeschoss ihres Hauses mitgearbeitet hat, besonders verbunden.
Als Allgemeinmediziner ist er im Zweifelsfall für alle Bereiche des Lebens zuständig - von der Säuglingsvorsorge bis zur Erstversorgung Verunglückter. Vor allem eben in den ersten Jahren, als es nicht nur keinen Notdienst, sondern auch keine Fachärzte vor Ort gab, sondern nur ihn und seine fünf Landarzt-Kollegen. »Damals rief man ja bei einem Unfall nicht gleich einen Krankenwagen, sondern erst einmal uns«, schildert Wübben. Eine besondere Inanspruchnahme sicherlich, die ihn aber eben auch besonders verbunden habe mit seinen Patienten.
Das herzliche Verhältnis drückt sich in dem erwähnten jahrzehntelangen Vertrauen ganzer Familien aus, für das die Wübbens sehr dankbar sind. Die Arbeit mit den kleinen Patienten, die habe ihm stets viel Freude gemacht, so der Doktor. Ebenso wie die Hausbesuche - »vor allem auf den Höfen, wo einen nicht nur die Familien selbst, sondern auch Hund und Katze begrüßen.«
Eine Praxis in seiner Heimatgemeinde war immer der Traum. Doch Zahnarzt werden wie Vater und Bruder, das wollte er nicht: »Bei uns ging es immer nur um Zähne«, schildert er mit einem Schmunzeln. Sein Sohn Andreas hingegen ist übrigens diesbezüglich wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt.
Eckhard Wübben aber zog die praktische Ausrichtung vor: 1960 begann er sein Studium in Münster, Assistenzarztstellen in den Städtischen Kliniken Bielefeld, wo er seine Ehefrau kennen lernte, in Werther und Gilead schlossen sich an. Zwischendurch absolvierte er die Bundeswehrzeit als Stabsarzt. 1974 dann die Rückkehr in die Heimat. »Bedarf war hier auf jeden Fall vorhanden«, sagt er. Mit sechs niedergelassenen Ärzten galt die Gemeinde schon damals in Fachkreisen als vorbildlich. Heute mit mehr als 20 Ärzten, unter ihnen eine Bandbreite von Fachärzten, ist sie das noch immer. Eckhard Wübben hat einen ungeheuren Wandel im Gesundheitswesen miterlebt - strukturell wie technisch. Von den Apparaten abhängig machen, wollte er sich nie: »Der Kontakt zu Menschen war mir immer noch wichtiger.«
In den vergangenen zwei Jahren hat er seine Praxis zusammen mit dem Internisten und Diabetologen Dr. Tilmann Bode betrieben. Der bezieht nun zusammen mit einem Kollegen eine Gemeinschaftspraxis im alten Schlecker-Markt. Und der Ruhestand? Den will Eckhard Wübben nicht nur mit der Familie und seinem großen Hobby, der Jagd, sondern auch noch ein bisschen mit der Medizin verbringen: Die eine oder andere Nebentätigkeit könne er sich durchaus vorstellen.

Artikel vom 17.11.2005