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Laternen auf
Sparflamme

Straßenbeleuchtung wird reduziert

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). Höxter wird künftig nachts nicht -Êwie befürchtet -Êgänzlich in Finsternis verfallen. Einer Totalabschaltung der Laternen hat am Dienstagabend der Bau- und Grundstücksausschuss nicht zugestimmt. Dennoch soll nun bei der Straßenbeleuchtung gespart werden. Von 20 Uhr an wird künftig im Stadtgebiet nur noch jede zweite Laterne leuchten.

Dem mehrheitlich gefassten Beschluss ging eine rege Diskussion voraus. Die zentrale Frage lautete dabei: Kann die Stadt zur Kasse gebeten werden, wenn zum Beispiel ein Bürger bei einer unzureichenden Beleuchtung der Straße stürzt? Diese Frage konnte weder die Verwaltung noch Stromlieferant EON abschließend beantworten. »Dazu gibt es keine Rechtsprechung«, stellte der technische Beigeordnete Dardo Franke klar. Er warnte die Ausschussmitglieder aber davor, über jede einzelne Laterne zu entscheiden, ob sie brennen darf oder nicht. »Es muss da Systematik rein«, erklärte er auch vor dem Hintergrund der Gleichbehandlung aller Bürger.
Zunächst erläuterte der bei EON zuständige Mitarbeiter für Beleuchtungstechnik, Andreas Ruprecht, die aktuelle Einstellung der so genannten »Beleuchtungspunkte«. Derzeit wird bei Einbruch der Dunkelheit die volle Straßenbeleuchtung eingeschaltet. Den Impuls dafür gibt ein Lichtsensor. Ab 22 Uhr wird schon jetzt ein Gang zurück geschaltet: 30 Prozent der Laternen (also nahezu jede zweite) werden dann komplett vom Stromnetz genommen. Ruprecht machte darauf aufmerksam, dass die so genannte Halbnachtschaltung, die um 5 Uhr endet, schon jetzt nicht den Din-Normen entspricht. Nach 5 Uhr ist wieder die komplette Beleuchtung vorhanden.
Die Verwaltung hatte vorgeschlagen in der Zeit zwischen 1 und 5.30 Uhr allen Laternen den Saft abzudrehen. Ausgenommen von dieser Regelung wären die Fußgängerüberwege gewesen. Hier ist eine Abschaltung verboten. Die Einsparungen bezifferte die Stadt bei dieser Variante auf 70 000 Euro, allerdings hätte die Umstellung etwa 13 500 Euro gekostet. Dieser Vorschlag wurde von sämtlichen Fraktionen vor allem mit Blick auf den Sicherheitsaspekt abgelehnt.
Engelbert Bömelburg (CDU) forderte jedoch einen »Minimaleinstieg beim Stromsparen«. Ein Beschluss sei überfällig. Zunächst schlug er vor, generell nur jede zweite Laterne leuchten zu lassen -Êauch dann, wenn die Geschäfte noch geöffnet hätten. Schließlich modifizierte er seinen Vorschlag dahingehend, dass die Halbnachtschaltung um zwei Stunden auf 20 Uhr vorgezogen und um eine Stunde auf 6 Uhr ausgedehnt wird. Bei vier Gegenstimmen (SPD: drei, Grüne: eine) wurde der CDU-Vorschlag angenommen. Es steht aber noch eine rechtliche Prüfung aus, die von der CDU angeregt wurde.
Lothar Stadermann von der Bauverwaltung vermochte gestern nicht zu sagen, wie hoch die Einsparungen ausfallen werden. »Es gibt verschiedene Berechnungsmodelle, genaue Zahlen können wir noch nicht nennen«, sagte er dem WESTFALEN-BLATT. Von den 70 000 Euro, die eine Totalabschaltung eingespart hätte, ist man jedoch nun weit entfernt.
Empört zeigte sich Dirk Schuster. Er hatte erst in dieser Woche als Anlieger der Südstraße in Lüchtringen 5000 Euro an die Stadt für die Errichtung neuer Laternen bezahlt. »Bei uns hat man auf 500 Metern 13 Lampen aufgestellt. Die Baukosten belaufen sich auf 22 000 Euro. Wenn man jetzt jede zweite Lampe ausschaltet frag ich mich, warum man erst so viele Laternen aufgestellt hat«, sagte Schuster in der Sitzung. Ausschussvorsitzender Wilfried Weirauch war sich indes sicher: »Das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir über die Straßenbeleuchtung gesprochen haben.«

Artikel vom 17.11.2005