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Deutscher Soldat fällt in Kabul
Selbstmordanschlag zum Opfer

Bundeswehr fliegt zwei Verletzte aus - Taliban bekennen sich zur Tat

Kabul (dpa/Reuters). Bei der schwersten Anschlagserie in der afghanischen Hauptstadt Kabul seit Jahresbeginn ist gestern ein Bundeswehrsoldat getötet worden. Zwei deutsche Feldjäger erlitten Verletzungen.
Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu den insgesamt zwei Selbstmordanschlägen, die innerhalb von 90 Minuten auf derselben Straße verübt wurden. Beim ersten Anschlag rammte der Täter sein Auto in ein Fahrzeug mit deutschen Soldaten der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) und zündete dann die Bombe. Dabei wurden der deutsche Soldat getötet und seine beiden Kameraden verletzt.
Kurz darauf zündete ein weiterer Selbstmordattentäter wenige Kilometer entfernt auf der gleichen Durchgangsstraße im Osten Kabuls in einem Auto seinen Sprengsatz. Dabei starben zwei Zivilisten. Zwei Isaf-Soldaten und drei Passanten, darunter ein kleines Kind, wurden verwundet.
Die Straße, auf der die Anschläge verübt wurden, führt von der Stadt zum Camp Warehouse, dem wichtigsten Lager der deutschen Soldaten in Kabul. Auf derselben Straße - der Jalalabad-Road - waren vor eineinhalb Jahren vier deutsche Soldaten getötet und 29 weitere verletzt worden. Auch zu diesem Anschlag hatten sich die Ende 2001 gestürzten Taliban bekannt.
Am zweiten Anschlagsort eröffneten britische Isaf-Soldaten und afghanische Polizisten nach der Explosion gestern das Feuer auf ein afghanisches Auto, das an einer Sperre nicht anhielt.
Nach Angaben von Polizei und Augenzeugen saßen in dem Wagen außer dem Fahrer auch zwei Kinder. Das afghanische Innenministerium teilte mit, einer der drei Insassen sei verletzt und zwei weitere festgenommen worden. Ein Isaf-Sprecher sagte, es habe sich um »Angreifer« gehandelt Augenzeugen widersprachen dieser Darstellung entschieden.
Die Autobombe, bei der der deutsche Soldat getötet wurde, detonierte vor der afghanischen Wahlbehörde. Diese hatte am Samstag das Endergebnis der ersten afghanischen Parlamentswahl seit 36 Jahren verkündet, die die Taliban zu torpedieren versucht hatten.
Die Luftwaffe holt die beiden verletzten Soldaten mit ihrem Lazarett-Flugzeug nach Deutschland zurück. Das teilte das Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam gestern Abend mit. Voraussichtlich werden die beiden Feldjäger heute in Köln eintreffen.
Politiker von Union und SPD machten in Berlin deutlich, dass die Bundeswehr auch nach den neuen Anschlägen ihren Einsatz in Afghanistan fortsetzen wird. Der scheidende Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) verurteilte den Anschlag »auf das Schärfste«.
Erst Ende September hatte der Bundestag die Beteiligung der Bundeswehr an der Internationalen Schutztruppe (Isaf) für Afghanistan um ein Jahr verlängert und die Obergrenze der Soldaten von 2250 auf 3000 aufgestockt.
Ende dieses Monats wird das in Stadtallendorf (Hessen) stationierte Logistische Bataillon 51 mit 200 Soldaten nach Afghanistan verlegen. Das Bataillon ist der Panzerbrigade 21 »Lipperland« unterstellt. Auch einige in Augustdorf stationierte Soldaten gehören zu dem Kontingent.

Artikel vom 15.11.2005