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»Januar warm, dass Gott erbarm«


Eismond, Hartung, Kältemonat: Den heute als Januar bekannten Wintermonat haben die Menschen in früheren Zeiten noch mit vielen Namen bedacht. Die oft poetisch anmutenden Bezeichnungen verdeutlichten die frostigen Aussichten für die ersten Tagen des neuen Jahres. Ein Blick in alte Bauernkalender zeigt aber, dass die Menschen auch dem oft bitterkalten Januar positive Seiten abgewinnen konnten.
»Januar recht hoher Schnee, bedeutet im Sommer hohen Klee«, hieß es etwa, oder auch: »Im Januar Schnee zu Hauf, Bauer halt dein Säckchen auf.« Zu Jahresbeginn ausbleibender Schnee und fehlender Winterfrost wurden dagegen als schlechtes Omen gedeutet. Dann sollte die frostige Bescherung im Frühjahr noch ins Haus stehen.
Doch nicht immer lässt der Blick in den Bauernkalender eine derart eindeutige Prognose zu: Als wenig aussagekräftig erweisen sich bei genauerem Hinsehen die Merkregeln zu,St. Anton (17. Januar) und St. Julian (27. Januar): »St. Anton bringt Eis - oder er bricht es«, heißt es da zweideutig. Und nicht weniger verwirrend: »Das Eis zerbricht St. Julian - wo nicht, da drückt er's fester an«.
Während Schneefall und Kälte im Januar gern gesehene Gäste waren, konnte um diese Jahreszeit auf Regen und Wärme gut verzichtet werden: Dem Regen wurde nachgesagt, er bringe den Saaten keinen Segen und - wenn er reichlich falle - sei es im Herbst um den Wein schlecht bestellt. In Kurzform hieß das: »Januar warm, dass Gott erbarm«.
Auch dem Sonnenschein trauten die Menschen im Januar nicht so recht. Selbst die schönste »Januarsonne hat weder Kraft noch Wonne«, dichteten sie. Immerhin war sie aber zumindest doch deswegen willkommen, weil sie »das Langen (länger werden) der Tage« merklich unterstrich.

Artikel vom 24.12.2005