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Zeichen der Freude
und Hoffnung

Der Weihnachtsbaum ist unvergänglich

Ob in der Gegenwart oder Vergangenheit: Der Weihnachtsbaum strahlt heute wie gestern jene Atmosphäre aus, die so charakteristisch ist für das Fest des Jahres - und gewiß nicht nur für die Kinder.

Schon in vorchristlicher Zeit, zur Wintersonnenwende, dem Julfest - dem kürzesten Tag im Jahr - und damit auch zu dem Datum, um das herum wir heute Weihnachten feiern, wurden die Häuser mit immergrünen Pflanzen geschmückt, um der Hoffnung auf neues Wachstum in der Natur und damit auf neue Nahrung Ausdruck zu verleihen.
Am dunkelsten Tag des Jahres wurden Lichter an den Bäumen angezündet: ebenfalls Zeichen der Hoffnung - auf ein besseres, ein friedliches Leben, auf Freundschaft und Liebe, die eigene Gesundheit, auf Kindersegen und so vieles mehr.
Als anderer Vorläufer unseres heutigen Weihnachtsbaums wird der Lebensbaum des biblischen Paradieses angesehen - auch er ein Symbol für das Leben. In einigen Regionen Deutschlands wird der Weihnachtsbaum noch heute als Paradeis bezeichnet. Schon 1554 verewigte Nikolaus Herman diesen Lebensbaum in der letzten Strophe seines Weihnachtsliedes 'Lobt Gott Ihr Christen alle gleich'. Da heißt es: »Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis...«
Die Zahl der Erklärungen, wo der Weihnachtsbaum denn nun wirklich herkommt, ist Legion. Im endeffekt kann wohl eine Mischform aus verschiedenen Ursprüngen angenommen werden. Wichtig ist doch letztendlich, dass er ist, was er ist: das Symbol für eine besinnliche, friedliche, schöne Zeit, das Symbol einer allumfassenden Hoffnung.
Wie stark dieses Symbol in den Herzen verankert ist, hat sich vor nicht gar so langer Zeit deutlich gezeigt. So wollten die Nationalsozialisten im Dritten Reich vehement den Einfluss des Glaubens unterdrücken und möglichst auch alles, was mit christlichen Festen zu tun hatte. Alte germanische Riten und Symbole sollten das christlich geprägte Brauchtum ablösen - der Weihnachtsbaum wurde zur Jultanne erklärt und statt Nikolaus oder Weihnachtsmann kam Frau Holle.
Doch ohne Erfolg: In den deutschen Wohnzimmern standen trotzdem Weihnachtsbäume und keine Jultannen. Weihnachtsbäume strahlten ihre friedvolle Wärme aus und ihre Betrachter strahlten zurück - wenigstens eine kleine Weile abgelenkt von den alles andere als friedlichen Geschehnissen dieser Zeit.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war es zu einem großen Teil gerade der Weihnachtsbaum, der den Menschen wieder so etwas wie Normalität und Hoffnung spenden sollte. Nicht von ungefähr war einer der ersten Wohlfahrtsausschüsse, die nach Kriegsende gegründet wurden, der »Ausschuss Kieler Weihnachtsbaum«.
Eines seiner Ziele war, so der Historiker Christof Schaumann, »... mit dem Aufstellen von großen beleuchteten Weihnachtsbäumen trotz der Trümmer und Ruinen der Bevölkerung vorweihnachtliche Freude zu bereiten«. Der Weihnachtsbaum hat über die Jahrhunderte hinweg allen Anfechtungen - übrigens auch aus kirchlichen Reihen - widerstanden. Und nach wie vor strahlen nicht nur Kinderaugen bei seinem Anblick.

Artikel vom 24.12.2005