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Flughafen
Paderborn
hofft auf EU

Streit um Calden wird schärfer

Von Karl Pickhardt
Paderborn (WV). Die Tonlage aus dem Paderborner Land gegen den Neubau eines Flughafens in Kassel-Calden gewinnt an Schärfe. Politiker aus der Region suchen Schützenhilfe in der Europäischen Union und in der Landesregierung gegen einen Flughafen in Nordhessen.
Landrat Manfred Müller: »Das ist Kleinstaaterei«.
Landrat Manfred Müller (CDU) schaltete gestern die NRW-Landesregierung ein, um Hessen »von dem unsinnigen Aufbau« eines Konkurrenz-Flughafens vor der Paderborner Haustür abzubringen. SPD-Bundestagsabgeordnete prangern über die Europäische Union (EU) eine Steuerverschwendung in Nordhessen an. Calden verschlinge 150 Millionen Euro Steuergelder und vernichte Arbeitsplätze in Ostwestfalen-Lippe.
Politiker im Kreis Paderborn, der Mehrheitsgesellschafter am größten deutschen Regionalflughafen in Paderborn ist, sehen sich von einer Studie der Deutschen Bank Research bestätigt. Die Bank kritisiert den Ausbau weiterer Regionalflughäfen in Deutschland in ungewöhnlich scharfer Form als Verschwendung öffentlicher Mittel.
Flughäfen seien Prestigeobjekte der Regionalfürsten, fürchtet Autor Eric Heymann einen »Kannibalisierungseffekt« bei zwei benachbarten Flughäfen wie Paderborn und Kassel. Der Airport am Hellweg in Paderborn hatte bei 1,3 Millionen Passagieren im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,3 Millionen Euro erzielt. Damit gehört Paderborn (1000 Arbeitsplätze) zu den lediglich fünf von 39 Regionalflughäfen, die in der Gewinnzone fliegen.
Landrat Müller fordert Landesverkehrsminister Oliver Wittke (CDU) auf, die Landesregierung in Hessen zu einer Kooperation mit dem Paderborner Flughafen zu bewegen. Der geplante Neubau eines Flughafens in Kassel-Calden sei eine Fehlentscheidung und ein ärgerliches Beispiel von Kleinstaaterei.
Die SPD-Bundestagsabgeordneten Ute Berg und Lothar Ibrügger setzen auf eine allerdings erst geplante EU-Beihilferichtlinie. Sie könne den unerwünschten Subventionswettlauf für einen Flughafen mit Billigfliegern einschränken.
Der Paderborner Flughafengeschäftsführer Fritz Henze befürchtet, dass Calden nach der Absage von Lufthansa und Cityline als Drehkreuz für Billigflieger eine Zukunft sehe. Henze hält den Ausbau des Verkehrslandeplatzes für einen großen Etikettenschwindel: Der Ausbau sei in Wirklichkeit ein Neubau. Kassel laufe Gefahr, bei Klagen vor Gericht zu scheitern.

Artikel vom 09.11.2005