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Tumore bergen Thromboserisiko

Thoraxchirurgisches Symposium

Bielefeld (sas). 40 000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr neu am Bronchialkarzinom. »Und in der Regel liegt der Zeitpunkt der Diagnostik spät, weil es subjektiv erst spät deutliche Beschwerdebilder wie Atembehinderung oder Bluthusten gibt«, sagt Dr. Theodor Windhorst, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie an den Städtischen Kliniken Mitte.

Er hat ein Thoraxchirurgisches Symposium des Interdisziplinären Qualitätszirkels Pulmo, das gestern stattfand, organisiert.
Patienten, deren Bronchialkrebs sich bereits in einem späteren Stadium befindet, überleben nur zu 40 Prozent die kommenden fünf Jahre. Wird der Tumor eher entdeckt, liegen die Chancen bei 70 Prozent. Wichtig sei, so Windhorst, auch schon einen hartnäckigen Husten ernst zu nehmen - und Raucher und Patienten, die auf dem Bau, als Schleifer oder Lackierer arbeiten oder sonst schädigenden Stoffen ausgesetzt sind, zu röntgen.
Ein Augenmerk der gestrigen Fortbildung - bewusst eher als Gespräch unter Kollegen und nicht im Stile des »Frontalunterrichts« angelegt - lag auf der Verzahnung von klinischer und hausärztlicher Behandlung. In der Klinik, so Windhorst, solle festgelegt werden, welche Versorgung vor und vor allem nach einer Operation notwendig sei, unter welchen Bedingungen ein Patient früher aus dem Krankenhaus entlassen werden könne. »Das geht natürlich nur, wenn auch Arbeiten delegiert werden.« Und da die Kliniken heute für jeden Patienten und die Behandlung jeder Erkrankung Fallpauschalen erhielten, müsse dann eben über einen Vertrag mit den niedergelassenen Ärzten nachgedacht werden: »Sie müssen dann für ihre Leistungen von den Krankenhäusern bezahlt werden.« Ein ähnliches Modell existiert bereits im Bielefelder Süden zwischen »Rosenhöhe« und niedergelassenen Ärzten.
Neu ist die medizinische Erkenntnis, dass ein Tumor offenkundig ein besonderes Risiko birgt, zusätzlich an einer Thrombose zu erkranken. »Bisher dachte man, diese Blutgerinnsel - mit der Gefahr einer tödlichen Lungenembolie - seien eben Folge davon, dass die Patienten zumeist alt sind, immobil, wenig belastbar und dass sie oft viele Erkrankungen haben. Heute diskutiert man, ob eine Thrombose wirklich Schicksal ist oder nicht vielmehr Begleiterscheinung des Tumors«, erklärt Windhorst. Eine niedermolekulare Heparintherapie kann das Risiko einer Verklumpung des Blutes minimieren. Und nicht nur das: Offenbar verhindert sie außerdem eine »hämatogene Streuung«, also die Bildung von Tochtergeschwulsten über die Blutbahn.

Artikel vom 03.11.2005