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Vogelgrippe in Kroatien

Auch China und Großbritannien melden neue Fälle

Zagreb/Berlin (dpa). Zugvögel haben auch für Menschen gefährlichen Grippe-Virus H5N1 bis nach Kroatien getragen. Bei sechs toten Schwänen sei der Virus 200 Kilometer östlich von Zagreb durch Untersuchungen in Großbritannien nachgewiesen worden, sagte Veterinärexperte Vladimir Savic gestern in Zagreb.
Jürgen Trittin will EU-Verbote sofort umsetzen.

»Ich fordere alle Geflügel-Halter auf, das ernst zu nehmen und ihre Tiere in geschlossenen Räumen zu halten«, erklärte Savic. Der H5N1-Virus ist bislang in Russland, Rumänien und der Türkei nachgewiesen worden. In Deutschland konnten die Behörden vorerst Entwarnung geben: Die im rheinland-pfälzischen Neuwied verendeten Graugänse starben wahrscheinlich durch Gift.
Die EU-Kommission verbot die Einfuhr von Wildvögeln, lebendem Geflügel und bestimmten Geflügelprodukten aus Kroatien. Die Vorgaben der EU-Kommission würden »in Deutschland schnellstmöglich umgesetzt«, erklärte Bundesverbraucherminister Jürgen Trittin. Entsprechend werde die Jagd mit einer Reihe von Lockvögeln untersagt.
In Asien breitet sich die Vogelgrippe weiter aus. Behörden in China bestätigten den Ausbruch der Krankheit bei Hühnern und Enten in der zentralen Provinz Hunan. Es handele sich abermals um den Erreger H5N1.
Aus Angst vor der Vogelgrippe kaufen die Deutschen weniger Geflügelprodukte. »Der Absatz ist um gut zehn Prozent gesunken und die Verunsicherung der Verbraucher wächst weiter«, sagte der Geschäftsführer der Vereinigung der Eier-, Wild- und Geflügelwirtschaft, Caspar von der Crone. In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) soll die Falkenjagd in diesem Jahr wegen der Vogelgrippe ausfallen. Abdul Nasser al-Schamsi von der Umweltagentur in Abu Dhabi sagte der Zeitung »Gulf News«, die Züchter seien angewiesen worden, darauf zu verzichten.
Die französischen Behörden haben erstmals auf der Insel Réunion im Indischen Ozean einen ernsten Verdacht auf Vogelgrippe bei Menschen gemeldet. Ein Mann sei nach seiner Rückkehr aus Thailand positiv auf den H5N1-Virus getestet worden, teilte die Inselpräfektur gestern mit. Als Symptome zeige der 43-Jährige nur Kopfschmerzen und Schwäche.
Die britischen Behörden wiederum entdeckten weitere kranke Importvögel in Quarantänestationen. Das sagte Umweltministerin Margaret Beckett vor dem Parlament in London. Nach Tests bei 32 Vögeln, die vor dem 16. Oktober in Quarantäne starben, sei bei einigen Tieren der H5-Untertyp der Vogelgrippe gefunden worden. Die Umweltministerin geht weiter davon aus, dass der tödliche Virus H5N1 höchstwahrscheinlich aus Taiwan nach Großbritannien geschleppt wurde.

Artikel vom 27.10.2005