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Empfindsame Klangrede

Dejan Lazic brillierte bei Kammerkonzert Müller

Spielt aus der Tiefe heraus: Dejan Lazic.

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Trotz seiner noch jungen Jahre (28) hat der kroatische Pianist Dejan Lazic bereits eine beachtliche Karriere vorzuweisen. Konzertierte er mit bedeutenden Orchestern in nicht minder bedeutenden Konzertsälen der Welt, so bezauberte er jetzt bei der Auftakt-Matinee der Kammerkonzertreihe Müller ein Liebhaberpublikum im Kleinen Saal der Oetkerhalle mit Werken von Frederic Chopin und Franz Liszt.
Lasiz legte ein Paradebeispiel davon ab, wie das Klavier zum intimen Gesprächspartner des Spielers wird. Das Programm bot ihm darüber hinaus Gelegenheit, sowohl seine überlegenen manuellen Fähigkeiten als auch seine große Musikalität herauszustellen. Der entrückte Traum, die schmerzliche Süße, das tragische Ende - es hatte den Anschein, dass insbesondere die melancholische Seite der Musik den gebürtig aus Zagreb stammenden Pianisten inspiriert. Die innige, ja intime Klangrede kommt bei ihm aus einer Tiefe heraus, die berührt. Empfindsamer, entrückter etwa lässt sich Chopins Nocturne H-Dur op.32/1 kaum vorstellen. Hier wie im zweiten Nocturne verleiht Lasic durch geschmackvoll gesetzte Kontraste und pointiertes Spiel den Werken Profil.
Stärker noch setzt er Kontrastakzente im Scherzo Nr. 2 b-Moll op. 31. Donnernden Akkordschläge stehen nie allein als Selbstzweck, sondern stehen bei ihm als beseelte Antwort auf zweifelnde Unisono-Anfragen, seine federnden Arpeggien bilden den logischen Aufbau für die innig entfalteten Kantilenen des Seitenthemas.
Zwischen wütender Virtuosität, Resignation und unendlicher Trauer spielt Lasiz in der Sonate Nr. 2 b-Moll op. 35 auf der Klaviatur der Gefühle. Fast schüchtern schlägt er den Trauermarsch an, der wie aus einem dichten Nebel als Erinnerung an vergangenes Leid ans Ohr dringt -ĂŠerschütternd!
Im zweiten Programmteil mit Werken von Franz Liszt kehrte Lasic mit großem Einfühlungsvermögen seine leidenschaftliche, temperamentvolle Seite heraus. Hier wie dort fanden seine vielfältigen Anschlagsnuancen wie auch seine große Virtuosität und sein pointierter Witz Bewunderung.

Artikel vom 25.10.2005