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Aus 79 Metern Tiefe die Sole gefördert

Salinenverein informiert im Bülowbrunnen ehrenamtlich über die Salzgewinnung

Von Jan-Hendrik Hirscher
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Beim Betreten des kleinen Fachwerkhauses neben dem Gradierwerk steigt einem sofort ein salziger Geruch in die Nase. Warum das so ist, das können Besucher jeden ersten Freitag im Monat erkunden. Dann bietet der Verein für Kultur und Heimatpflege, der so genannte Salinenverein, eine Führung durch den Bülowbrunnen an.

Ehrenamtlich übernehmen die Mitglieder diese Führungen, berichten den Gästen von der Entstehung des Neusalzwerkes und der damit verbundenen Gründung des Staatsbades. »Seit vier Jahren mache ich das jetzt, und es ist auch für mich immer wieder interessant«, sagt Günter Stratmann, stellvertretender Vorsitzende des Salinenvereins. Das nötige Wissen habe er sich in der Fachliteratur angelesen, und auch im Oeynhausener Heimatmuseum sei er selbst auf Entdeckungstour gegangen.
So kann der 74-Jährige nicht nur etwas über die Geschichte des Gradierwerkes, des Bülowbrunnens, der im Jahre 1806 eingeweiht wurde, und den Soleabbau in Bad Oeynhausen erzählen - er zeigt dem Besucher auch die hölzerne Soleförderpumpe, die allein schon einen der beiden kleinen Räume ausfüllt. »Der hier zu sehende Schacht ist 15 Meter tief, und die Bohrlöcher gehen bis zu 80 Meter unter die Erde«, erklärt er. 1810, während der französischen Besetzung Preußens, hieß der Brunnen noch König-Napoleon-Brunnen. Erst 1818 wurde er nach dem Grafen von Bülow benannt, dem preußischen Finanzminister.
Neben der riesigen Pumpe gibt es derweil im Nebenraum eine Ausstellung verschiedener alter Fotoaufnahmen und unterschiedlicher Modelle zu sehen, anhand derer Günter Stratmann die Funktionsweise der Soleförderung und der Salzgewinnung seinen Besuchern näher bringt. »Selbst für Einheimische ist es noch spannend, sich mit der Geschichte unserer Stadt zu beschäftigen. Ich finde es wunderbar, wenn sich jemand dafür interessiert, wie es früher in Oeynhausen zugegangen ist«, sagt der Heimatfreund.
Das Engagement des Salinenvereins, dessen Vorsitz Dieter Fürste führt, wird sichtlich gewürdigt. So geben sich im Bülowbrunnen die Interessierten sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Ständig kommen neue Besucher, von denen einige auch ihrerseits Fragen mitgebracht haben, die Günter Stratmann alle bereitwillig beantwortet.
»Wir kommen aus Hagen und sind nur zu Besuch hier in Bad Oeynhausen«, berichtet Uwe Kraft, der seinen Enkel Fabian bei sich hat. Sie beide wollen erste Informationen darüber bekommen, wie die Menschen früher in der Kurstadt gelebt und gearbeitet haben. »Wenn wir mal in der Schule über solche Themen sprechen würden, fände ich das toll. Die Technik ist doch ganz spannend«, ist der achtjährige Fabian sichtlich beeindruckt.
Hans-Joachim Vedde besichtigt den Bülowbrunnen bereits zum zweiten Mal. »Ich bin hier bestimmt schon tausend Mal vorbeigekommen. Heute bin ich ganz bewusst hier, um für meine Verwandten einige Stücke zu fotografieren. Ich habe Physik studiert und kenne mich deswegen mit den Grundlagen der Mechanik aus, aber ich kann hier trotzdem noch eine Menge lernen«, meint der Bad Oeynhausener. Aber auch das Angebot des Salinenvereins findet er gut. Es sei sehr lobenswert, dass sich überhaupt jemand ehrenamtlich um derartige Ausstellungen kümmern würde. Vedde: »Heutzutage ist das leider nicht mehr selbstverständlich.«
Für größere Besuchergruppen besteht zudem die Möglichkeit, sich unabhängig von der Öffnungszeit für eine Führung durch den Salinenverein anzumelden. Obwohl diese laut Türschild auf zwei Stunden begrenzt ist, sagt Günter Stratmann: »Wir schließen immer erst dann, wenn alle Besucher gegangen sind. Das Ende ist also eigentlich offen.«

Artikel vom 25.10.2005