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Joachim Knollmann vom Seniorenzentrum Bethel.

Ein Kinderlächeln gegen
die Einsamkeit im Alter

Patenschaften von Senioren und Familien aufbauen

Bad Oeynhausen (WB). Das Konzept Patenschaften gibt es seit Jahrzehnten. Dabei übernehmen Bürger aus den zivilisierten Ländern die Patenschaft für Kinder aus einem Entwicklungsland. Dieses Konzept nimmt sich das Seniorenzentrum Bethel zum Vorbild und möchte so den Senioren die Einsamkeit nehmen. In Bad Oeynhausen werden Kinder und Familien gesucht, die eine solche Patenschaft eingehen möchten. Profitieren sollen davon beide Parteien.

»Denn es gibt nicht nur einsame Kinder, es gibt auch viele einsame Senioren«, sagt Joachim Knollmann, Geschäftsführer des Seniornzentrums Bethel. Menschen, die keinen anderen Menschen mehr haben. Für viele sei das kaum vorstellbar. Doch besonders im Alter ginge es vielen Menschen so, dass sie Angehörige im Laufe ihres Lebens verloren hätten.
Die Aufgabe der Senioreneinrichtungen ist es, die alten Menschen liebevoll zu pflegen und zu umsorgen, doch den ihnen nahe stehenden Menschen können auch die Mitarbeiter aus der Pflege nicht immer vollkommen ersetzen.
Viele Senioren wünschen sich ein Leben in einem familiären Umfeld, doch das ist oftmals nicht mehr möglich, da der pflegerische Aufwand zu groß geworden ist. Da ist es schön, wenn die Familie zu Besuch in die Senioreneinrichtung kommt. Doch nicht jeder hat Enkel, nicht jeder eine Familie.
»Wir möchten Patenschaften zwischen Senioren unserer Einrichtung und Kindern aus Bad Oeynhausen aufbauen. Patenschaften für die Senioren, die keine Angehörigen mehr haben, die keinen Besuch mehr bekommen«, erläutert Joachim Knollmann das Konzept.
Für die Patenschaft zwischen Jung und Alt sollen Kinder aus Bad Oeynhausen und Umgebung gewonnen werden. Es handelt sich um symbolische Patenschaften, die mit keinerlei Verpflichtungen oder gar Kosten verbunden sind.
Bei den Patenschaften für Senioren geht es nicht um finanzielle Zuwendungen, wie bei den Patenschaften für die Kinder aus den Entwicklungsländern. Die einsamen Senioren freuen sich darüber, wenn sie ein selbst gemaltes Bild, ein Foto oder einfach nur einen der so wertvollen Besuche durch ein Kind erhalten werden.
Kinder sind unkompliziert. Das zeigt auch die Zusammenarbeit zwischen dem Seniorenzentrum Bethel und der Kindertagesstätte Rappelkiste. Die Kinder plaudern fröhlich mit den dementen Senioren. Sie streicheln ihre Hand und zeigen ihnen ihre Spielsachen.
Knollmann: »Bisher passive Senioren werden aktiv, sie lächeln und haben Freude an der Gemeinschaft mit den Kindern. Diese Brücke zwischen Kindern und Senioren soll weiter ausgebaut werden.«
Mit den Patenschaften sollen langfristig alle intressierten Bewohner des Seniorenzentrums »ein symbolisches Enkelkind« bekommen. Die Rappelkiste hat ihre Unterstützung für das Projekt bereits zugesagt. Jetzt müssen nur noch viele andere Kinder und Jugendliche aus der Region für die Patenschaften begeistert werden.
Das Projekt ist eine soziale Initiative, die auch zur positiven gesellschaftlichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen beitragen kann. Die Leitung der Einrichtung freut sich über alle Kinder, Eltern und Jugendliche, die sich an das Seniorenzentrum Bethel wenden. Dort wird ihnen in einem persönlichen Gespräch alles ganz genau erläutert.

Artikel vom 25.10.2005