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Gänse und Enten schmoren im Stall

Familie Meyer zu Bödinghausen schlachtet heute bereits einen Teil der Weihnachtsgänse

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen (WB). Die einzigen, die derzeit den Mühlteich am Hof Nagelsmöller bevölkern, sind die Wildenten. Ihre Kumpane, die französischen Flugenten, haben »Hausarrest«. Seit Samstag besteht wegen der drohenden Vogelgrippe Aufstallungspflicht.

»Zum Glück sind unsere Enten an den Stall gewöhnt. Wir haben sie vorher nachts schon immer hereingeholt. Sonst wäre es problematisch geworden«, sagt Heinrich Nagelsmöller. Das sieht auch Hans-Heinrich Meyer zu Bödinghausen so. Seinen Hof hat der Rentner verpachtet, er hat aber noch eine kleine Gänsezucht. Das Federvieh verbringt die Tage normalerweise auf der Weide und wird nachts aufgestallt - eine Vorsichtsmaßnahme, denn der Bauer lässt seine Gänse ungern vom Fuchs stehlen.
Doch Gänse werden schnell aggressiv, wenn sie ständig eingesperrt sind und keinen Auslauf haben. »Sie jagen und beißen sich. Dabei können sie sich sogar die Flügel brechen. Glücklicherweise sind unsere Tiere noch recht friedlich«, erklärt der 62-Jährige. Die Familie Meyer zu Bödinghausen hat sich trotzdem dazu entschlossen, bereits heute einen Teil der Gänse zu schlachten. Hans-Heinrich Meyer zu Bödinghausen: »Sie haben in diesem Jahr relativ früh gelegt -Ɗdeshalb ist der Nachwuchs schon schwer genug. Wir frieren die Tiere ein und versuchen, sie dann später als Weihnachtsgänse zu verkaufen.«
Der Bödinghausener hat jedoch Befürchtungen, dass er seine kleine Gänsezucht auf Dauer nicht aufrecht erhalten kann. »Das hängt davon ab, wie sich das mit der Vogelgrippe entwickelt. Wir wissen nicht, ob wir die Tiere später noch vermarkten können.«
Ob Gänse oder Enten - ein Problem ist auch die Nahrungsumstellung. »Unsere Flugenten grasen normalerweise draußen genau wie die Gänse und bekommen ein wenig Getreide dazu. Jetzt füttern wir sie nur noch mit Weizen. Da sie sich nicht mehr viel bewegen, müssen wir aufpassen, dass sie nicht zu fett werden. Solche Tiere möchte niemand essen«, sagt Heinrich Nagelsmöller. Das Weihnachtsgeschäft sei mit der drohenden Vogelgrippe zerstört worden. Das was sonst von den Verbrauchern als positiv gewertet werde, die Freiland-Haltung, sei jetzt eine potentielle Gefahr.
Heinrich Nagelmöller kann nicht verstehen, warum eine generelle Aufstallungspflicht bis zum 15. Dezember besteht: »Dann ist der Vogelzug, die größte Übertragungsgefahr des Virus H5N1, doch längst vorüber. Er endet Mitte November. Die meisten Zugvögel haben die Region jetzt schon passiert. Es wäre besser, die Aufstallungspflicht zunächst auf 14 Tage zu begrenzen und sie bei Bedarf zu verlängern.«

Artikel vom 25.10.2005