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Sorgen in die Regenrinne geworfen

365 Besucher füllen die Petri-Kirche bei »Heaven & Earth«-Gottesdienst

Versmold (aep). »Wie soll denn das gehen?«, fragte Pfarrer Dirk Leiendecker zur Begrüßung im »Heaven & Earth«-Gottesdienst angesichts des Themas »Sorge dich nicht - vertraue auf Gott« Damit sprach er den 356 Besuchern am Sonntagabend in der Petri-Kirche vermutlich aus dem Herzen.

Es gäbe schließlich genug Gründe, sich Sorgen zu machen: die Vogelgrippe, der angekündigte Weltuntergang, finanzielle Probleme und noch vieles mehr. Dass es zwei verschiedene Arten gibt, sich Sorgen zu machen, darüber sprach Pfarrer Bernd Eimterbäumer in seiner Ansprache.
Dem Matthäus-Evangelium zufolge machten Junky und André, alias Julia Leiendecker und André Könitzer, im Anspiel alles richtig. Denn dort steht, man solle sich keine Sorgen um sein Leben, seine Kleidung oder Nahrung machen. Gott werde für einen sorgen. Also saßen die beiden gemütlich auf dem Sofa und rauchten fröhlich ihren Joint, während neben ihnen die Wäsche gammelte und der Fernseher mit viel Rauch und einem lauten Knall explodierte. So kann Jesus das doch nicht gemeint haben? Denn wo kämen wir hin, wenn sich alle so benähmen?
Der Haller Pfarrer Bernd Eimterbäumer gab Antwort auf diese Frage. In seiner Predigt erklärte er, dass die englische Sprache es deutlich mache. Dort gibt es einmal: »I donÕt care« - »Ich sorge mich nicht« oder auch »Das ist mir egal«. Das passe auf Junky und André. Ihnen sei es egal, was mit ihnen passiere, sie übernähmen keine Verantwortung und kümmerten sich um nichts. Aber im Englischen gebe es noch ein zweites Variante: »I donÕt worry«. Damit sage man, dass man sich nicht fürchte und sich von seinen Sorgen nicht erdrücken lasse. »DonÕt worry, but care«, lautete Eimterbäumers Fazit. »Habe keine Angst, aber kümmere dich und übernimm Verantwortung.«
Gott könne man seine Ängste anvertrauen, er stehe einem immer zur Seite. Daher durften die Gottesdienstbesucher ihre Sorgen auf Zettel schreiben und sie buchstäblich fortspülen lassen. Im Mittelschiff war dafür eigens eine 25 Meter lange Regenrinne aufgebaut. An Flaschenkorken geheftet schwammen die Sorgen dann in der Rinne auf den Altar zu, zu Gott. Dort verschwanden sie einfach. Damit könne man die Sorgen laut Pfarrer Leiendecker zwar nicht ganz wegzaubern, aber zumindest begreifen, dass man sie nicht alleine tragen müsse.
Die Zuversicht, dass Gott sich aller Sorgen annehme, drückte sich auch im anschließenden Lied aus. In Bonhoeffers »Von guten Mächten wunderbar geborgen« stimmten die Besucher ergriffen ein und erzeugten damit eine Stimmung, die manch einem einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. »Das hat mich gerade wirklich berührt«, gestand auch Christine Meyer-Delvendahl bei der Verabschiedung. Sie lud herzlich ein zum nächsten »Heaven & Earth«-Gottesdienst. Ausnahmsweise findet dieser nicht am Sonntag, sondern schon am Samstag, 26. November, um 18 Uhr statt. Er macht den Auftakt zur Nacht der offenen Kirche«.

Artikel vom 25.10.2005