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Spurensuche in Bendiktinerinnen-Abtei

Schülerinnen Sandra und Patricia Scholtyssek von Bundespräsident Köhler ausgezeichnet

Herstelle/Bodenfelde (WB/-tg). Bundespräsident Horst Köhler ehrte kürzlich in Hamburg die besten Teilnehmer des Geschichtswettbewerbs der Körber-Stiftung zum Thema »Sich regen bringt Segen? Arbeit in der Geschichte«.

An diesem Wettbewerb haben auch die Schwestern Sandra und Patricia Scholtyssek teilgenommen. Die beiden erfolgreichen Schülerinnen kommen aus Bodenfelde.Rund 6 000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen acht und 21 Jahren reichten nahezu 1 400 Beiträge ein. Die Schwestern Sandra und Patricia Scholtyssek, zum Zeitpunkt des Wettbewerbs acht und zwölf Jahre alt, untersuchten ausgehend vom Leitspruch der Benediktiner »ora et labora« - bete und arbeite, die Entwicklung der Arbeit im Benediktinerinnenkloster Herstelle.
Für ihre engagierte Spurensuche verlieh der Bundespräsident den beiden jetzt einen vierten Preis.
Zur Arbeit (September 2004 bis Februar 2005) mit dem Titel »Jeder hat seine besondere Gabe von Gott« (Regel Benedikts 40,1) - Arbeit im Kloster Herstelle: Die Arbeit der beiden Schülerinnen umfasst rund 60 Seiten mit zahlreichen selbst erstellten Bildern, Illustrationen, Fotos und Grafiken über Leben und Arbeit im Kloster Herstelle und lässt sich in zwei Teile gliedern.
Der erste Teil der Arbeit beschreibt das Leben des heiligen Benedikt von Nursia, die Entstehung des Benediktinerordens, die Ordensregeln mit dem Leitspruch »ora et labora« sowie die rund 80 Benediktiner- und Benediktinerinnenklöster in Deutschland.
Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Gründung des Klosters im Weserdorf Herstelle, das heute seit 106 Jahren besteht, mit den Räumlichkeiten des Klosters, mit dem Leben und den Ordensregeln im Kloster, dem Tagesablauf im Kloster, der Geschichte der Arbeit im Kloster Herstelle (vom Aufbau einer Landwirtschaft mit Viehzucht im Jahr 1900 über eine Hostienbäckerei im Jahr 1911, dem Aufbau einer Paramentwerkstatt, einer Stickerei, einer Weberei, einem Batikatelier, der Gärtnerei und verschiedenen Kunstwerkstätten bis hin zur gegenwärtigen Situation, in der neben dem Klosterladen der Beherbergungsbetrieb im Gästehaus und das Angebot von Kursen und Seminaren im Mittelpunkt steht). Beschrieben werden auch die heutigen Arbeiten und Berufe im Kloster (von der Äbtissin über die Verwaltungschefin, die Keramikerin und Diätköchin, die Schneiderin und die Hausmeisterin bis hin zur Ärztin, Betriebswirtin, Autorin, Bibliothekarin und Altenpflegerin.
Die beiden Schülerinnen nutzten nicht nur Literatur und Internet für ihre Arbeit, sondern besuchten auch mehrere Male das Kloster, um sich vor Ort mit einzelnen Nonnen, die in verschiedenen Arbeitsbereichen des Klosters arbeiten, zu unterhalten. Besonders Schwester Silvia und Schwester Beata gaben ihnen bereitwillig Auskunft und gewährten einen Einblick in ihr Leben im Kloster Herstelle.
Bei ihrer unermüdlichen Arbeit erfuhren die beiden Schwestern viel Neues über das Leben der Benediktinerinnen, das sich in der Realität doch sehr von dem in Film und Fernsehen gezeigten Klischees unterscheidet. Beide beeindruckte es sehr zu sehen, wie heute - rund 1 500 Jahre nach Benedikts Tod - noch immer Gemeinschaften nach seinen Regeln leben.
Die beiden Schülerinnen hatten sich die Arbeit aufgeteilt: Sandra zeichnete die Lebensgeschichte des heiligen Benedikts nach und malte ca. 20 Bilder, die verkleinert im Buch abgedruckt wurden. Patricia zeichnete die Graphiken und erarbeitete die Entwicklung der Arbeitsgeschichte im Kloster, beide fotografierten und führten die Interviews mit den Nonnen.
Weiterhin entdeckten beide zahlreiche alte Fotos vom Klosterleben in Herstelle, die im Buch ebenfalls gezeigt werden.
Es gibt bereits Interesse an der Arbeit, wann und in welcher Form sie aber veröffentlicht werden wird, steht im Moment noch nicht fest.
Die beiden Schwestern erhielten 250 Euro und haben die Möglichkeit, eine Woche lang am Akademieprogramm der Körberstiftung teilzunehmen. Die Preisträgerinnen waren bei ihrer Teilnahme acht (Sandra) und zwölf (Patricia) Jahre alt, Sandra war mit ihren acht Jahren eine der jüngsten Teilnehmerinnen bei dieser Aktion. Beide möchten am nächsten Wettbewerb, der im September 2006 ausgeschrieben werden wird, erneut teilnehmen.
Die Arbeit wurde von Stephanie Röhring, Studienrätin am Gymnasium in Uslar, als Tutorin betreut. Mit diesem Ergebnis betreute Stephanie Röhring bereits zum dritten Mal in Folge einen von der Fachjury ausgezeichneten Beitrag und zeigt sich über das Ergebnis, das die beiden Mädchen »ihrem unermüdlichen Fleiß und Engagement zu verdanken haben«, sehr erfreut.

Artikel vom 25.10.2005